Ausstellung in Köln Lucia Moholy: Erinnerung an eine starke Fotografin

Köln · Eine Schau im Kölner Ludwig-Museum beweist: Die Ehefrau von László Moholy-Nagy schrieb Fotogeschichte.

 Das Porträt von Lucia Moholy als 86-Jährige im Museum Ludwig, Köln.

Das Porträt von Lucia Moholy als 86-Jährige im Museum Ludwig, Köln.

Foto: Erika Kempe, Hamburg/Fritz Kempe

. Lucia Moholy (1894-1989) gerät erst am Ende des Bauhaus-Jahres in den Fokus einer kleinen, feinen Ausstellung im Kölner Museum Ludwig. Das wird allerhöchste Zeit. Denn die gebürtige Pragerin, die 1921 den Bauhaus-Künstler Laszlo Moholy-Nagy heiratete und mit ihm 1923 ans Bauhaus nach Weimar ging, hat wichtigen Anteil an der künstlerischen Fotografie jener Zeit.

Sie war es, die sein Interesse an der Fotografie weckte, die Technik des kameralosen Bildes (Fotogramms) ihrem Partner zeigte, seine Fotos in der Dunkelkammer entwickelte und seine Texte redigierte. Ihr eigenes Werk und ihr Name standen lange in seinem Schatten.

Walter Gropius gab erst nach einer Klage die Negative zurück

Zwei Gründe sind dafür verantwortlich. Erstens wurden ihre Aufnahmen der Bauhaus-Architektur als objektive Dokumente gewertet und ohne Angabe ihres Namens veröffentlicht. Und zweitens übergab sie vor ihrer Flucht vor den Nazis ihre Negative ihrem Ex-Mann, der sie an Walter Gropius übergab, der sie wiederum mit seiner Emigration in die USA nahm und veröffentlichte, ohne ihren Namen zu nennen.

Aus ihrer Korrespondenz mit dem Sammler L. Fritz Gruber wird deutlich, wie lange sie kämpfen musste, um für ihre Leistung als Fotografin am Bauhaus genannt und gewürdigt zu werden. Erst nach juristischen Auseinandersetzungen gab Walter Gropius 1957 die Negative zurück. Er hatte bis dahin noch nicht einmal die Eigentümerin über die Existenz der Archivalien informiert. Moholys Aufnahmen vom Bauhaus sind beispielhaft für den Architekturstil an dieser Lehranstalt. Sie war es, die mit ihren Weitwinkeln und schräg gestellten Bauhaus-Gebäuden die Sprache der Architektur neu belebte.

Lucia Moholy ist zugleich eine wichtige Fotografie-Historikerin. Sie leitete 1930 bis 1931 die Fotoklasse an der Ittenschule in Berlin und dozierte von 1934 bis 1938 über Fotografie an der Londoner School of Printing and Graphic Arts und an der Central School of Arts and Crafts. Mit der Veröffentlichung ihres Buchs „A hundred years of photography“, 1939, schuf sie einen Kassenschlager. Zuletzt arbeitete sie im Auftrag der Unesco im Nahen und Mittleren Osten. Erst in ihrem 91. Lebensjahr verfasste Rolf Sachsse die erste Monografie über diese tapfere Frau.

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