Lindenstraße: 25 Jahre Alltagssorgen

Skandälchen und richtige Aufreger: Die Lindenstraße ist inzwischen Kult.

Köln. Kritisiert, verehrt, belächelt: Die "Lindenstraße" hat im Laufe der Zeit viele Höhen und Tiefen erlebt. Es gab kleine Skandälchen und richtige Aufreger, die Gunst der Zuschauer nahm zu und ab.

Doch ob Fan oder nicht: Die meisten Deutschen haben die ARD-Kultserie wohl "irgendwann schon mal" geguckt.

Jedenfalls scheint fast jeder zu wissen, dass Mutter Beimer sich zum Trost Spiegeleier macht und dass "dieser Doktor" seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Und wer kennt nicht die legendäre Szene, in der ein Priester mit der Bratpfanne erschlagen wurde? Jetzt feiert die ARD-Kultserie, die in Münschen spielt, in Köln aber gedrehtr wird, ihr 25-jähriges Jubiläum.

Ein unerschöpflicher Themenfundus hat die "Lindenstraßen"-Bewohner im Laufe von 25 Jahren beschäftigt: Scheidung, Abtreibung, Ausländerfeindlichkeit, Aids, Alkohol, Knast, Drogen, Terrorismus - die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Doch ein gesellschaftliches Tabu aufzugreifen und so eine öffentliche Diskussion auszulösen - wie 1990 beim ersten Schwulen-Kuss - das gelingt in Zeiten der zahlreichen Reality-Shows wohl kaum noch.

"Die Serie bildet die Gesellschaft im Mikrokosmos einer Nachbarschaft ab", bringt es Ulrich Spies vom Grimme-Institut auf den Punkt. Figuren und Themen seien stark an der Wirklichkeit orientiert, so dass die Zuschauer sich mit ihnen identifizieren könnten.

Und das manchmal wohl zu gut. Die Schauspieler bekamen die Konsequenzen zu spüren, wenn das Handeln ihrer Rollen empörte. Joachim Hermann Luger zum Beispiel berichtet, wildfremde Menschen hätten ihm auf dem Markt gedroht, ihn mit faulen Äpfeln zu bewerfen - weil sie Hans Beimer seine Trennung von Helga verübelten.

Bis heute ist die Kult-Serie ihrer Besonderheit treugeblieben, kurzfristig auf aktuelle Themen zu reagieren. Zwar werden die einzelnen Folgen schon drei Monate vor dem Sendetermin gedreht, aber eine Passage kann noch kurz vor Ausstrahlung eingefügt werden. So kommt es, dass die Figuren Ergebnisse der Fußball-WM oder am Küchentisch den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr diskutieren.

Von Zuschauerzahlen in zweistelliger Millionenhöhe wie in den Anfängen, als es noch nicht so viele TV-Kanäle gab, ist die "Lindenstraße" inzwischen weit entfernt. Dennoch ist und bleibt die Serie Kult. Vor kurzem hat die ARD den Vertrag bis 2014 verlängert. Wenn es nach Produzent Hans W. Geißendörfer geht, sollte die Dauerserie ruhig noch mindestens 25 Jahre laufen.

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