Leonard Cohen: Elegante Melancholie

Leonard Cohen singt auf seinem neuen Album von Liebe, Trauer und Tod.

Frankfurt. Das Schicksal hat es ihm nicht gegönnt: Anstatt seinen Lebensabend in einem buddhistischen Kloster verbringen zu können, musste Leonard Cohen 2010 noch einmal auf Tour gehen. Seine ehemalige Managerin hatte den Sänger und Songschreiber um seine Rente geprellt.

Ob auch das neue Studioalbum des 77-Jährigen, sein erstes seit acht Jahren, aus Geldnot entstanden ist, sei dahingestellt. Sicher ist, dass der große Melancholiker der Welt noch einiges mitzuteilen hat — trotz des selbstironischen Titels „Old Ideas“.

Der Sound ist warm, dazu klingt Cohens sonore Stimme, als sei sie von seinem ereignis- und frauenreichen Leben brüchig geworden. Weibliche Background-Chöre bilden dazu einen zum Teil süßlichen Kontrast.

Cohens Lieder waren schon immer mehr vertonte Gedichte als leicht verdauliche Popsongs. Wenn Cohen singt „I got no future/I know my days are few“ (Ich habe keine Zukunft, ich weiß, meine Tage sind gezählt), ist das keine Punk-Attitüde, sondern elegante Schicksalsergebenheit. Es bewegt eben mehr, wenn ein über 70-Jähriger von Liebe, Trauer und Tod erzählt, als ein larmoyanter Rocker um die 20.

„Jammere niemals einfach nur so. Doch sollte jemand jene große, unausweichliche Niederlage, die uns alle irgendwann erwartet, zum Ausdruck bringen müssen, so sollte dies stets innerhalb der strikten Regeln der Würde und Schönheit geschehen“, wird der Kanadier zum neuen Album zitiert. In diesem Sinne ist Cohen mit „Old Ideas“ vielleicht nicht das beste Album seiner Karriere gelungen, doch würdevoller kann ein Musiker kaum altern.

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