Langen Foundation: Otto Pienes bunte Sterne steigen in die Luft

Die erste Himmelskunst-Aktion ohne den jüngst gestorbenen Otto Piene startet morgen auf der Museumsinsel Hombroich.

Langen Foundation: Otto Pienes bunte Sterne steigen in die Luft
Foto: dpa

Neuss. Samstag ab 16 Uhr steigt das Sky Event auf der Wiese vor der Langen Foundation Kunstraum Hombroich. Es ist das erste Fest der Himmelskunst ohne Otto Piene, den enthusiastischen Vordenker, den experimentierfreudigen Akteur seiner eigenen Kunst. Zeit seines Lebens hat er um sein Ideal des Schönen gekreist, das keineswegs festgemauert in der Erde sein musste, sondern auch leicht und luftig in den Himmel steigen konnte.

Seine Sky Art, also Himmelskunst, ist mit dem Fliegen verbunden. Diese Kunst, die er seit 1969 immer wieder inszenierte, bedeutete ihm den Aufbruch in eine neue, weite Welt. Eine Ausstellung im Himmel gleichsam, der hoffentlich morgen blau und wolkenlos ist.

„Ideal für die Sky Art ist die Windstille. Regen wäre schlecht, denn das Wasser würde sich auf das leichte Spinnakertuch der Sterne setzen. Dann könnten die Sterne nicht steigen“, sagt Günther Thron, der stete Begleiter Pienes beim Aufbau seiner Kunst in Europa. Er wird auch die jetzige Installation vor dem Museum der Langen Foundation begleiten. Folgendes ist geplant:

Aus der laufenden Piene-Ausstellung in zwei hohen Museumsräumen sind neun große, farbenfrohe, aufgeblasene Sterne zu sehen. Drei bis sechs von ihnen werden im Freien neu aufgebaut. Das heißt, sie werden draußen im Beisein des Publikums mit Luft gefüllt. Was sich so einfach liest, ist nur mit einer großen Schar von Helfern möglich. Günther Thorn rechnet damit, dass pro Stern sechs bis acht Leute zum Halten notwendig sind, denn die Sterne dürfen ja nicht wegfliegen. Dann würde die Luft entweichen und die Stoffhüllen abstürzen.

Während das erste Team mit den Sternen beschäftigt ist, wird das zweite Team durchsichtige, schlauchartige Polyäthylenhüllen mit Helium füllen. Diese Schläuche werden wie Nabelschnüre an Pumpen angeschlossen. Es dauert einige Stunden, bis sie aufgeblasen sind. Anschließend werden die roten, gelben und violetten Sterne an den Enden dieser Schläuche angebunden, sie sollen die Sterne tragen. Gegen 16 Uhr werden die Heliumbögen mit den Sternen gen Himmel steigen.

Piene schuf stets eine demokratische Kunst für alle. Bestes Beispiel dafür ist die Sky Art, wo jedermann eingeladen wird, mitzumachen und zuzuschauen. Die Langen Foundation organisiert die Veranstaltung als Fest auf der grünen Wiese. Eiswagen, Grillstände, Bier und sonstige Getränke werden angeboten. Pienes Witwe Elizabeth (69) wird dem Ereignis beiwohnen.

Die Dichterin und Medienkünstlerin hat wie Piene am MIT sowie in einer Klinik der Harvard-Universität gearbeitet. Sie war Ausstellungs- und Projektleiterin, lebte seit 1977 mit Piene zusammen und war seit 1988 mit ihm verheiratet. Sie hat seit Pienes Documenta-Teilnahme von 1977 alle wichtigen Projekte ihres Mannes begleitet und an vielen Sky Events mitgemacht. Auch sie vereint in ihrer eigenen Arbeit Kunst und Wissenschaft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort