Kunstprojekt: Elf Monde leuchten über Münster

Tobias Rehberger gestaltet graue Schaltkästen zu Kunstobjekten um. Gestern ist „The moon in alabama“ eröffnet worden.

Kunstprojekt: Elf Monde leuchten über Münster
Foto: dpa

Münster. Sie werden besprüht und mit Werbeplakaten beklebt - meist aber überhaupt nicht beachtet: graue Schaltkästen. Der Installationskünstler Tobias Rehberger hat sie in Münster zu Kunstobjekten umgestaltet. Gestern ist das Projekt „The moon in alabama“ eröffnet worden.

Die elf Kunstwerke, jedes mit anderen Formen und Farben, fügen sich ins Stadtbild ein, als gehörten sie schon immer dazu. Das schwerste wiegt fast eine Tonne. Die Schaltkasten-Kunst ähnelt Rohrsystemen in Fabriken oder Schaltkreisen in der Elektronik. Und sitzen können die Münsteraner auch darauf.

Die elf Projekte tragen Namen aus aller Welt. Dabei sind Lampertswalde in Sachsen, Alabama, Kyoto, Jökulsárlón, Taormina, Tschernobyl, Ibiza, Baku, Jericho, Wanne-Eickel und Goa. Der Clou: Geht in einem dieser Orte der Mond auf, leuchtet auch eine runde Lampe auf, die über jedem der Schaltkasten-Projekte angebracht und im Innern mit Leuchtdioden ausgestattet ist. Jeder Ort steht für eine Besonderheit. So war der Gletscher im isländischen Eis von Jökulsárlón Kulisse für einen James-Bond-Film, und Jericho ist die tiefstgelegene Stadt der Welt.

„Anfangs fand ich das Projekt komisch. Diese Kästen waren für mich zwar nicht falsch oder schlecht, aber ungewöhnlich und ungreifbar. Sie sind ja gemacht worden, damit man sie eben nicht besucht“, sagte Rehberger. Der Reiz sei gewesen, diese blinden Flecken ins Gegenteil zu verkehren.

Der Frankfurter ist ein Experte für Kunst im öffentlichen Raum. Seine Brücke über den Rhein-Herne-Kanal („Slinky springs to fame“) war ein spektakuläres Projekt beim Festival Emscherkunst 2013.

Münster ist für Rehberger eine Rückkehr zu seinen Anfängen. Hier wurde er 1997 bei den Skulptur-Projekten entdeckt. Seine öffentliche Bar „Günter’s“ am H1 veränderte damals die Sicht auf Münsters größten Hörsaal. Kasper König, langjähriger Leiter des Museums Ludwig in Köln und 1997 Macher der Skulptura, erinnerte sich bei der Vorbereitung des Projekts in Münster an Rehbergers Karriere-Start in der Domstadt und schlug ihn den Geldgebern der Aktion vor.

Die Schaltkästen sind für Techniker übrigens weiter erreichbar: Die Rohre und Sitzflächen sind mit Scharnieren versehen, so dass sie jederzeit zur Seite geklappt werden können.

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