Vor dem Achenbach-Prozess: Viel Kunst und ganz viel Geld

Der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach gehörte zu den schillerndsten Figuren der Kunstszene. Nun droht ihm ein Strafprozess.

Vor dem Achenbach-Prozess: Viel Kunst und ganz viel Geld
Foto: dpa

Düsseldorf. Wenn Helge Achenbach eine Party in Düsseldorf schmiss, dann kam viel Prominenz — eine Szene aus Künstlern, Managern, Schauspielern und Sportlern. Der schillernde und bestens vernetzte Kunstberater brachte Kunst und Geld zusammen. Der jetzt von der Staatsanwaltschaft Essen nach monatelangen Ermittlungen Angeklagte fädelte zum Beispiel auch eine Partnerschaft zwischen VW und dem New Yorker Museum of Modern Art ein. Zur Sause in Manhattan waren Madonna, Jeff Koons und Patti Smith geladen.

Am 10. Juni, ein Tag nach Pfingsten, war dieses Leben vorbei. Achenbach kam aus Brasilien zurück, wo er noch das WM-Quartier der deutschen National-Elf mit Kunst bestückt hatte. Am Flughafen Düsseldorf wurde er festgenommen.

Seit mehr als vier Monaten sitzt der bekannteste Kunstberater Deutschlands in Untersuchungshaft. Auslöser war eine Strafanzeige der Familie des 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht. Die Aldi-Familie gilt eigentlich als äußerst verschwiegen. Dass sie Achenbach anzeigte und dies auch noch öffentlich wurde, ist bereits eine kleine Sensation.

Achenbach soll Albrecht bei der Vermittlung von Oldtimern und Kunstwerken um rund 20 Millionen Euro geprellt haben. Zu Berthold Albrecht, der mit nur 58 Jahren starb, soll Achenbach ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt haben. Mit ihm teilte er die Leidenschaft für Oldtimer — Achenbach selbst fuhr den Bentley von Joseph Beuys (1921-1986). Aber auch andere betuchte Kunden erstatteten inzwischen Anzeige gegen den 62-Jährigen, der sich in seiner Autobiografie als „Kunstanstifter“ bezeichnete.

Ein Antrag auf Haftentlassung wurde abgewiesen — die Vorwürfe gegen Achenbach wiegen offenbar schwer. Achenbach sollte demnach Kunst und Oldtimer für Albrecht als Kommissionär zum Einkaufspreis gegen eine Provision vermitteln. Der Kunstberater habe aber Rechnungen getürkt und Summen nach oben frisiert, indem er zum Beispiel aus Dollar-Beträgen Euro-Beträge gemacht habe.

Mehr als 20 Bilder, unter anderem von Picasso, und zehn Oldtimer soll Achenbach an Albrecht vermittelt haben. In einem „besonders krassen Fall“ — so der Wortlaut der Staatsanwaltschaft — soll Achenbach seinen Kunden beim Ankauf eines Oldtimers um fast drei Millionen Euro betrogen haben. Die Anwälte Achenbachs ließen die Vorwürfe schon vor Wochen zurückweisen. Die Annahme, dass Achenbach die Objekte lediglich mit einer Provision „durchreichen“ sollte, sei falsch. Achenbach habe für die meisten Objekte langfristige Rückkaufgarantien gegeben, wenn die Wertentwicklung nicht wie angenommen erfolgte. Dieses Risiko sei neben der Provision mit einem „individuellen Aufschlag“ vergütet worden.

Nun sind die Gerichte am Zug. Zunächst steht am 11. November am Landgericht Düsseldorf ein Zivilprozess an, in dem die Aldi-Familie fast 20 Millionen Euro einfordert. Ob es zum Strafprozess kommt, muss das Landgericht Essen noch entscheiden.

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