Ausstellung in Amsterdam : Vincents Traum: Van Gogh und die japanische Kunst
Amsterdam (dpa) - Der Mandelbaum ragt mit seinen zart-rosa Blüten an knorrigen Ästen in den strahlend türkis-blauen Himmel. Es ist ein Symbol für den Frühling, für neues Leben.
Vincent van Gogh (1853-1890) malte die „Mandelblüte“ 1890 kurz vor seinem Tod. Es war ein Geschenk für seinen Bruder Theo zur Geburt von dessen Sohn. Das berühmte Gemälde ist auch ein typischer „japanischer Vincent“. Die Blüten, der farbenfrohe Hintergrund und die ungewöhnliche Perspektive nach oben weisen unverkennbar auf japanische Vorbilder.
Japan war Vincents Traum, sein Ideal, sagt der Direktor des Van Gogh Museums, Axel Rüger. Die japanische Druckkunst prägte den niederländischen Maler nicht nur, sie veränderte seine Kunst entscheidend. „Es gibt eine stilistische und vielleicht auch eine Seelenverwandtschaft“, sagte Rüger bei der Präsentation der Ausstellung „Van Gogh & Japan“, die vom 23. März bis zum 24. Juni zu sehen ist
Über den Einfluss japanischer Kunst auf das Werk des niederländischen Malers ist viel geschrieben worden. Doch noch nie gab es eine so umfassende Ausstellung zu dieser „Seelenverwandtschaft“. Gut 60 Gemälde und Zeichnungen von Van Gogh - darunter viele internationale Leihgaben - hängen nun in den Räumen im „japanischen Anbau“ des Amsterdamer Museums. Und mit ihnen gut 40 japanische Drucke, die den Maler einst so berührt hatten.
Angefangen hatte alles in Paris 1886. Van Gogh, der zuvor eher dunkle holländische Landschaften und das Bauernleben gemalt hatte, erlebte dort den Japan-Hype. Nicht nur die Beau Monde war von der östlichen Magie betört und stillte ihre Sehnsucht mit allen möglichen Parafernalia wie Blumen, Vasen oder Stoffen. Auch die Künstler der Moderne waren überwältigt. Und Vincent van Gogh fand seine Muse.
Er sammelte gut 660 Drucke. Es sind Farbholzschnitte aus dem 19. Jahrhundert - nicht alle von bester Qualität, aber preiswert. Und er studierte sie eingehend. „Ich beneide die Japaner um die enorme Klarheit, die alle Dinge bei ihnen haben“, schrieb er an seinen Bruder Theo. Die Liebe zu Japan ging bis zur Identifizierung, als er sich 1888 selbst als japanischen Mönch malte.