Trauer um den „deutschen Chagall“ Emil Wachter

Karlsruhe (dpa) - Mit der Gestaltung der Autobahnkirche bei Baden-Baden hat er sich einen Namen gemacht. Der Karlsruher Künstler und Theologe Emil Wachter zählte sie selbst zu seinen Hauptwerken. Und Vögel malte er am liebsten.

„Mit ihnen kann man so viel menschliche Regungen ausdrücken“, sage Wachter im vergangenen Jahr vor seinem 90. Geburtstag. Am Donnerstag starb er, wie seine Familie am Freitag bestätigte. „Es ist ein großer Verlust nicht nur für unsere Familie“, sagte seine Tochter.

Vögel - wer die Kataloge mit Werken des Künstlers durchblättert, findet die gefiederten Freunde immer wieder, wie sie mal munter mal skeptisch den Kontakt mit den Betrachtern suchen. Auch auf seinen jüngsten Bildern hat Wachter Vögel sprechen lassen.

Einer großen Gemeinde ist Wachter, der aus dem badischen Neuburgweier bei Karlsruhe stammt, wegen anderer Motive bekannt. Er hat biblische Geschichten in anschauliche, einfach Bilder übersetzt. Vor allem mit seinen Glasfenstern, unter anderem in Neuss, Freiburg, Heidelberg und auf Sylt, ist er bekannt worden - was ihm den Vergleich mit dem großen Marc Chagall bescherte.

Als Gesamtkunstwerk sieht Wachter seine pyramidenförmige Autobahnkirche St. Christopherus bei Baden-Baden, in der er seine religiöse Anschauung umsetzte. Dabei spielt auch viel Zahlenmystik hinein, die für den Künstler im Alter eine immer größere Bedeutung erlangt und ihn von der Amtskirche entfremdet hat. „Es gibt größere Zusammenhänge als die christliche Theologie“, sagte Wachter.

Der Weg in die freie Kunst war nicht ganz freiwillig. Nach dem Kriegsdienst und Gefangenschaft beendete er erst sein Theologiestudium. Dann sattelte er um auf Malerei und Bildhauerei und lehrte von 1958 bis 1963 an der Akademie für Bildende Künste in Karlsruhe. Als er sich dort mit der Führung überwarf, suchte der Vater von fünf Kindern sein Heil als freischaffender Maler.

2010 warf ein leichter Schlaganfall sein Leben ein wenig aus der Bahn. Er konnte noch malen, „aber meine Möglichkeiten und Mittel sind eingeschränkt“, erzählte er. „Zudem hat sich meine Sicht auf die Welt und mein Werk radikal verändert.“ Er beschrieb das so: „Ich habe einen kritischeren, aber auch einen gütigeren Blick für meine Schwächen.“ Wachter wird am Samstag kommender Woche in seinem Geburtsort Neuburgweier bei Karlsruhe beerdigt.

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