Tobias Zielony und „Zwei Frauen, die Jenny heißen“

Berlin (dpa) - Es war ein Zufall. Tobias Zielony (40) sprach in der U-Bahn ein junges Pärchen an, um es zu fotografieren. Es stellte sich heraus, dass die Frau auf dem Weg zum Straßenstrich war. So fand Zielony sein neues Projekt.

In der Berlinischen Galerie stellt der Fotograf ab Freitag erstmals seine Serie „Jenny Jenny“ mit rund 40 Bildern vor. Es geht um Frauen und Orte der Prostitution. Aber die Frage, wo in Berlin die Fotos entstanden sind und wer die Porträtierten sind, beantwortet Zielony nicht. Und zum Titel so viel: „Es gibt zwei Frauen, die Jenny heißen.“

Der gebürtige Wuppertaler ist einer der vieldiskutierten Fotografen seiner Generation. Er hat Jugendliche in Bristol, Marseille und Halle-Neustadt fotografiert. Das Besondere: Zielony ist kein Dokumentar-Fotograf der alten Schule, sondern lässt den Menschen ihre Posen. Die Frage nach dem Authentischen ist überholt. Es sind Inszenierungen, die zugleich Würde und Tristesse ausstrahlen: Für ein Bild aus der Serie „Trona“ über die gleichnamige Stadt in Kalifornien stellten sich junge Männer vor ein Autowrack - wie in einem Gangsterfilm.

In „Jenny Jenny“ hält eine Frau Bilder von Drogensüchtigen aus dem Buch „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ in die Kamera. Ein Schlüssel, den der Betrachter eigentlich nicht braucht. Auch mehr als 30 Jahre nach dem Film über Christiane F., die als Kind ihren Körper für Heroin verkaufte, ist es ein beklemmender Anblick, am Berliner Straßenstrich vorbeizufahren.

Zielony kommt den Frauen sehr nahe und vermeidet Klischees. Eine liegt im Kapuzenpulli und Schirmmütze auf dem Bett, der Blick wirkt leer. Ob sie eine Prostituierte ist? Vermutlich. Ein anderes Bild zeigt einen zerschlissenen Vorhang. Was sich dahinter verbirgt? Der Betrachter ahnt es.

Für das Berliner Museum und seinen Leiter Thomas Köhler ist es eine weitere große Fotografie-Ausstellung nach Schauen zu Nan Goldin und Boris Mikhailov. „Es ist eine schöne Fortsetzung dieser Reihe“, sagt Köhler. Im Rahmenprogramm wird der Schauspieler Max Riemelt aus dem Roman „Unter Null“ von Bret Easton Ellis lesen. Ein Stück Popkultur, das sicher gut zu Zielonys Bildern passt.

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