Mit James Cook in die Südsee

Die Bundeskunsthalle begibt sich auf die Spuren des legendären Entdeckers und stellt erstmals 550 Artefakte aus, die der Seefahrer von seinen drei Reisen mitbrachte.

Bonn. Von Neuseeland über Australien und die Südsee bis nach Alaska reisen: Das kann man nun in der Bundeskunsthalle. Denn als Besucher der Ausstellung "James Cook und die Entdeckung der Südsee" folgt man den Routen der drei Reisen des großen Entdeckers des 18. Jahrhundert. Die 550 Exponate, die Captain Cook (1728-1779) und die ihn begleitenden Wissenschaftler und Maler sammelten, geben geordnet nach Ländern Einblick in die reichen Kulturen und zeigen, wie sie sich gegenseitig beeinflusst haben. Unterschiedliche Linien, die die drei Reisen symbolisieren, verbinden die einzelnen Ausstellungsinseln.

Erstmals nach 230 Jahren kommen diese heiligen und profanen Gegenstände wieder zusammen, die mittlerweile in Museen auf der ganzen Welt verstreut sind. Kein Wunder, dass der Tag der Eröffnung der spektakulären Schau mit einem Einsegnungsritual der Maori begann. Angereist war auch die königliche Hoheit Prinzessin Frederica von Tonga. Sie habe direkt eine Verbindung zu den Artefakten aus Tonga gespürt, sagt sie. Die Ausstellung mache sie "stolz, eine Polynesierin zu sein".

Stolz kann auch die leitende Kuratorin Adrienne L. Kaeppler vom Smithsonian Institut in Washington D.C. sein. Denn sie hat es geschafft, all die schönen Dinge von 40 Leihgebern zusammenzutragen. Robert Fleck, Intendant der Bundeskunsthalle, betonte die Wichtigkeit von James Cook. Denn erst durch seine Reisen und Kartographien sei das definitive Bild der Erde gezeichnet worden, "so wie wir sie heute wahrnehmen". "Er war ein herausragender Wissenschaftler im Sinne der Aufklärung", so Fleck.

Die Ausstellung legt den Akzent auf die europäische Perspektive und betont den Geist der Forschung, der die Seeleute damals zu ihren Abenteuern aufbrechen ließ. Sie verschweigt aber nicht die Kehrseite der Medaille: Dass die von den Europäern übermittelte Zivilisation Missionierung, Kolonialisierung und Krankheiten brachte und Entwurzelung für manche Bewohner der Südsee bedeutete. Doch das bleibt nur ein Randaspekt.

Captain Cook selbst begrüßt den Besucher des Ausstellungsraums. Das Ölbild von Nathaniel Dance aus dem Jahr 1776 zeigt den Entdecker mit entschlossenem Blick und der Hand auf einer Landkarte. Jede seiner Reisen wurde von einem Maler begleitet, der die Pflanzen, Tiere und Rituale der Ureinwohner in Zeichnungen oder Gemälden festhielt. Doch die Bilder sind in der Bonner Schau in der Minderzahl. Die Ausstellung betört eher mit ihrer Fülle an ethnographischen Gegenständen.

Die Bewohner der Südsee verstanden es, die ihnen zur Verfügung stehenden Materialien höchst kunstvoll zu nutzen. Die Hawaiianer etwa verwebten Bast und bunte Federn zu farbenfrohen Kopfbedeckungen und Umhängen oder gestalteten Brustschmuck aus Kokosfaser, Hundehaaren, Haifisch-Zähnen und Perlmuscheln. Besonders beeindruckend: ein tahitianisches Trauergewand aus Muscheln, Holz und Federn. Das Spirituelle wirkte bis in den Alltag hinein.

Ihre Götter stellten sie als Federköpfe dar, deren große Münder mit Hundezähnen eher bedrohlich lächeln. Doch nicht nur Kleidung und Schmuck wurden kunstvoll verziert. Auch die Alltagsgegenstände wie Körbe, Schüsseln, Matten, Fischhaken, Pfeilschachtel, Paddel oder Kämme enthalten Muster oder feine Schnitzereien.

Das gilt ebenfalls für die Kriegswerkzeuge wie Keulen oder Pfeil und Bogen. Davon gibt es viele zu sehen, denn die Völker hießen ihre "Entdecker" nicht überall freundlich willkommen. Ein Ölgemälde von Johann Joseph Zoffany zeigt das brutale Ende von James Cook auf Hawaii, dessen Umstände bis heute immer noch nicht geklärt sind: Nackte Eingeborene stechen auf Cook und seine Männer mit langen Dolchen ein.

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