Mit Durchfall-Pillen zum Pharao

Das Frankfurter Liebieghaus zeigt 4500 Jahre alte Exponate.

Frankfurt. Die Jahre haben dem Leder der Schatulle arg zugesetzt - doch alle Utensilien sind noch vorhanden: Pillen gegen Durchfall, Alkohol zur Desinfektion, eine Lupe, ein Maßband und ein Picknick-Besteck mit Kocher. Das Handwerkszeug eines Entdeckers, des Wissenschaftlers und Forschers Ludwig Borchardt.

Vor mehr als 100 Jahren legte er eine der kulturhistorisch bedeutendsten Grabanlagen in Ägypten frei: die Pyramide des Pharaos Sahure. Von dem König, der zwischen 2428 und 2416 v. Chr. regierte, zeugt bis 28. November eine Ausstellung in der Skulpturensammlung des Frankfurter Städel, dem Liebieghaus.

"Sahure - Tod und Leben eines großen Pharao" nimmt den Besucher mit auf eine Reise ins alte Ägypten, nahe dem heutigen Kairo ließ Sahure eine Grabanlage bauen. Ein Bau mit einer Gesamtlänge von knapp 500 Metern, die Wände mit 10 000 Quadratmetern Reliefkunst verziert.

Prunkvolle Säulen säumen den Aufgang. "Ein gigantisches, steinernes Bilderbuch mit einem Erzählreichtum, den die Antike sonst so nicht kannte", schwärmt Kurator Vinzenz Brinkmann.

Die Ausstellung zeigt Papyrus-Stücke, Reliefs, Bauteile und Skulpturen; alle hart von der Seite angeleuchtet, damit der Besucher einen Eindruck von den Feinheiten der Steinmetzarbeiten erhält. Die Räume sind dunkel, atmen in ihrer Stille fast selbst die Feierlichkeit einer Grabkammer.

Die Exponate stammen aus dem Pariser Louvre, dem Ägyptischen Museum in Berlin, dem Metropolitan in New York und dem eigenen Haus. Die Schau zeigt aber auch, unter welchen Umständen die Kunstwerke einst gefunden wurden. Denn die Arbeit Ludwig Borchardts (1863 bis 1938), der auch die Nofretete entdeckte, wurde dank des Vermögens seiner Frau Mimi ermöglicht.

Sie stammte aus der wohlhabenden Frankfurter Bankiersfamilie Kuhn, ihr Vater war einer der Gründungsmitglieder des Städelschen Museumsvereins. Dass Frankfurt - nach Berlin - einen beträchtlichen Teil der Funde erhielt, wundert also kaum.

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