Mit dem Privatjet zur Kunst

Krisen und Katastrophen beflügeln die Laune potenter Käufer.

Maastricht. Auch in Schaumwein wird der Erfolg von Kunst gemessen. 1800 Flaschen Champagner leerten Händler und Kunden in den zehn Tagen der diesjährigen Tefaf, wie die weltweit wichtigste Messe für Kunst und Antiquitäten bilanzierte. Eindrucksvoll auch wieder die Zahl der Privatflugzeuge, mit denen Betuchte aus aller Welt zum Kunsteinkauf in den Süden der Niederlande jetteten: 154. Zeitweise musste eine Startbahn des Maastrichter Airports zum Parkplatz für Privatjets umfunktioniert werden.

Nichts erinnerte dort an die Unruhen in Libyen und die Atomkatastrophe in Japan. Ob die Krisen die Kauflaune des Jet Sets trüben könnten, wurde auf der Tefaf zwar gefragt. Die Antwort war meist dieselbe: „Wer als Käufer hierherkommt, der kauft, sobald ihn ein Stück überzeugt“, sagte ein auf antiken Schmuck spezialisierter Händler. „Kriege und Katastrophen wirken beflügelnd, schließlich haben sich Schmuck und Kunst als Wertanlagen bewährt.“

Verdrängt sind auf dem globalen Kunstmarkt die Folgen der Finanzkrise von 2009, als mancher Sammler angesichts dramatisch sinkender Aktienkurse zurückhaltend wurde. Auf 31,3 Milliarden Euro — und damit auf das Niveau von 2006 — brach der weltweite Umsatz mit Kunst und Antiquitäten ein. Doch laut Tefaf hat sich der Markt spektakulär erholt: 2010 legte er auf 43 Milliarden Euro zu.

Entsprechend gut war die Stimmung im Maastrichter Supermarkt der Superreichen. Die Messe präsentiert sich als Museum, in dem man alles kaufen kann, was im heimischen Chalet gut zur Geltung kommt: vom Hochkaräter für die Hausherrin über Tafelgedecke, Möbel und Teppiche bis zu den passenden Gemälden und Skulpturen. Ob es dabei unbedingt die Installation von Jake und Dinos Chapman sein musste, bei der ein Hammer auf ein gefesseltes Huhn einschlägt, sei dahingestellt.

Traditionell veröffentlicht Tefaf keine Gesamtumsatzzahlen. Deutlich sei aber, dass Kunstwerke mit Preisen ab einer Million Euro häufiger als im Vorjahr den Besitzer gewechselt hätten, sagte eine Sprecherin. Erneut erwiesen sich Klassiker der Moderne und Alte Meister als Renner. So ging eine Holzskulptur Joan Mirós von 1945 für 3,5 Millionen Euro an einen Privatsammler. Gerrit Berckheydes „Blick auf Haarlem“ von 1671 wurde für 4,5 Millionen Euro verkauft.

Immer stärker wird das Interesse an alter asiatischer Kunst. beispielhaft dafür standen zwei Porzellan-Leoparden aus der Kangxi-Zeit, die für 3,4 Millionen Euro den Besitzer wechselten. Aktiver als zuletzt seien Käufer aus China gewesen, freute sich der Tefaf-Vorsitzende Ben Janssens: „Ich finde es bemerkenswert, dass sie Objekte aus unterschiedlichen Bereichen erwerben, nicht nur chinesische Kunst.“

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