Meisterliche Pracht aus 700 Jahren Florenz

Gemälde von Botticelli, große Buchkunst und feine Skulpturen in der Bundeskunsthalle.

Bonn. Wo die Wirtschaft floriert, gedeihen meist auch die Künste. Florenz, das um 1300 schon 100 000 Einwohner hatte, ist eine Erfolgsgeschichte, von der eine Fülle prachtvoller Kunstwerke zeugt. Die Bonner Bundeskunsthalle zeigt die erste Zusammenschau der für Kunst, Kultur und Handel berühmten Stadt über fast 700 Jahre.

„Eine Herausforderung“, sagte gestern Gerhard Wolf, einer der vier Kuratoren und Direktor des Kunsthistorischen Instituts Florenz — Max-Planck-Institut. Er habe sich gefragt: „Wie kann man eine Stadt von einem Fluss zum anderen tragen?“ Florenz bleibt natürlich am Arno, aber rund 300 Exponate sollen Geschichte und Reichtum der Stadt vermitteln; die Direktoren aller florentinischen Museen haben dazu beigetragen.

Möglicherweise ist die Schau deshalb etwas sperrig und akademisch geraten. Zwar staunt man sich durch die in kräftigem Violett, Blau, Petrol und Rot gestalteten Ausstellungsräume. Begeistert betrachtet man Botticellis rothaarige Minerva, Donatellos Bronzeköpfe von der Cantoria, Zeichnungen von Michelangelo und Leonardo da Vinci.

Fasziniert steht man vor Andrea del Verrochios Bronzeplastik „Christus und der ungläubige Thomas“ von 1483. Sie wurde eigens aus ihrer Nische im Gebäude Orsanmichele herausgelöst, so dass man in Bonn sehen kann: Die prachtvoll gestalteten Figuren sind von hinten hohl.

Überrascht betrachtet man, in welch zarten Buchstaben der sozialrevolutionäre Bußprediger Savonarola (hingerichtet 1498) seine Anmerkungen machte. Amüsiert steht man vor dem riesigen Wandteppich aus dem 17. Jahrhunderts, der das Fußballspiel auf der Piazza Santa Croce zeigt, wie es heute noch einmal im Jahr praktiziert wird. Und die verschiedenen Mitglieder der Macht- und Kunstliebenden Familie Medici erkennt man bald an ihren knubbeligen Nasen.

Beglückend und bewegend sind viele Exponate, doch die Idee war wohl zu ambitioniert. Ein Gesamtbild der Stadt will sich jedenfalls nicht erschließen.

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