Mega-Schau in Paris: Manet in neuem Licht

Paris (dpa) - Wer in die große Pariser Manet-Ausstellung geht, täte gut daran, alles zu vergessen, was er über den französischen Maler weiß. Ein ungewöhnlicher Ratschlag, vor allem dann, wenn er von dem Kurator der Mega-Schau kommt, die rund 200 Werke vereint.

„Manet, der Erfinder der Moderne“ heißt die bis zum 3. Juli dauernde Werkschau im Musée d'Orsay, die keine klassische Retrospektive sein soll, sondern Edouard Manet in ein neues Licht rücken will - weg von dem herkömmlichen Bild des Malers als Vater der Impressionisten.

„Der Besucher soll alles vergessen, was über Manet gesagt wurde und unvoreingenommen einem Künstler begegnen, der wusste, seine Zeit einzufangen“, warnt der Kurator Stéphane Guégan. Zurecht, denn statt eines der in Boulogne oder in Berck-sur-Mer entstandenen Meeres- und Strandbilder empfängt den Besucher das Gruppenbildnis „Hommage à Delacroix“ von Henri Fantin-Latour.

Und damit gibt die Ausstellung den Ton vor. Sie will durch Gegenüberstellung von Künstlern wie Henri Fantin-Latour, Alphonse Legros und Thomas Couture die weniger bekannten Aspekte des Malers zeigen, der im Alter von 51 Jahren am 30. April 1883 an den Folgen einer Beinamputation starb. Dazu gehört auch die Verbundenheit Manets mit der Romantik. „Manet war eher ein Spätromantiker als ein Wegbereiter des Impressionismus, auch wenn er Renoir und Monet beeinflusst hat“, erklärt Stéphane Guégan.

Manet griff traditionelle Themen der Romantik und bekannter Altmeister auf und stellte sie in seine Zeit. Seine Porträts, Genremalereien, Stillleben und Landschaften erreichten dadurch eine einzigartige Kombination von Intimität, Poesie und moderner Schönheit. Diesem Ansatz sind ein ganzer Saal religiöser Darstellungen zu verdanken wie der „Tote Christus mit Engeln“ und der „Betende Mönch“. Werke von beeindruckender Ausdruckstärke, bei der Manet vor allem Schwarz ungeheuer effektvoll einsetzt.

Natürlich fehlen die bekannten Manet-Impressionen stimmungsvoller Strandbilder und Straßenszenen nicht, die die Figuren in vibrierendes Licht einhüllen. Doch stehen sie nicht im Zentrum der Ausstellung. Gezeigt wird ein Künstler, der sich bewusst von jeglicher Kategorisierung abgegrenzt hat, auch von der als Impressionist.

Der Maler von „Frühstück im Grünen“ und „Olympia“ wurde vom offiziellen Kunstbetrieb geschmäht und von den jungen Zeitgenossen als Vaterfigur der jungen Avantgarde verehrt, was in der Ausstellung durchaus zum Ausdruck kommt. Dem Museum ist zudem ein weiteres nicht weniger ambitioniertes Projekt gelungen: Von den rund 400 Werken, die Manet in seiner knapp 20-jährigen Schaffenszeit entworfen hat, konnte es mehr als 150 vereinen, darunter Meisterwerke wie der „Tote Torero“ und „Der Junge mit dem Schwert“.

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