Madonna bringt Rekordpreis

Reinhold Würth erhält für knapp 60 Millionen Euro den Zuschlag für das Gemälde von Hans Holbein dem Jüngeren.

Frankfurt. Rekord auf dem deutschen Kunstmarkt: Für eine Summe von deutlich mehr als 40 Millionen Euro hat der baden-württembergische Unternehmer Reinhold Würth die sogenannte Holbein-Madonna erworben.

Die „Madonna des Basler Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen“ (1526-1528) von Hans Holbein dem Jüngeren (1497-1543) gilt unter Kunsthistorikern als Hauptwerk der Renaissance nördlich der Alpen und gehört zu den bedeutendsten Werken der europäischen Malerei des 16. Jahrhunderts.

Damit finden jahrelange Auseinandersetzungen um das Werk ein Ende. Bei den Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft unter Donatus Prinz von Hessen hatten das Land Hessen und das Frankfurter Städel Museum insgesamt 40 Millionen Euro geboten.

Die genaue Kaufsumme wurde am Donnerstag nicht bekannt, die Rede ist von knapp 60 Millionen Euro. Soweit bekannt, ist in Deutschland noch nie zuvor ein Gemälde zu einem so hohen Preis verkauft worden. Ein Verkauf ins Ausland kam nicht infrage, denn das Bild gehört zu den nationalen Kulturschätzen und darf Deutschland nicht verlassen.

Holbein malte die Madonna zwischen 1526 und 1528. Auf der rund 1,50 Meter hohen Holztafel hält Maria das Jesuskind auf dem Arm. Wie damals üblich sind der Auftraggeber, Jakob Meyer zum Hasen, und seine Familie abgebildet. Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte das Gemälde in das Eigentum der Großherzöge von Hessen und bei Rhein.

Deren Erben stellten das Bild seit 2003 dem Frankfurter Städel als Leihgabe zur Verfügung. „Es ist das wichtigste Bild, das seit 1945 in Deutschland gehandelt wurde“, sagte der Verhandlungsführer Christoph Graf Douglas.

Das Land Hessen bedauerte den Verkauf. „Es wäre schön gewesen, wenn die Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft zum Erfolg geführt hätten“, sagte Regierungssprecher Michael Bußer in Wiesbaden. Städel-Direktor Max Hollein sagte: „Ich glaube, dass Reinhold Würth ein guter Käufer ist.“ Er habe zugesichert, das Gemälde auch künftig öffentlich zu präsentieren. Würths Sprecherin erklärte, es sei aber noch nicht entschieden, wann und wo die Holbein-Madonna präsentiert werden solle.

Laut Hollein ist das hessische Angebot von 40 Millionen Euro nicht mehr zu erhöhen gewesen. Museen und die öffentliche Hand seien kaum in der Lage, auf dem privaten Kunstmarkt mitzubieten. Ein zunächst geplanter gemeinsamer Kauf von Würth und dem Städel kam nicht zustande. Der Unternehmer habe juristische Bedenken gehabt, sagte Christoph Graf Douglas.

Die Adelsfamilie hatte den Verkauf der Madonna seit 2002 angestrebt, um Erbschaftssteuern zu bezahlen und Kunstschätze zu erhalten. Die Hessische Hausstiftung, eine Stiftung des Adelshauses Hessen, begrüßte den Verkauf. Zwar sei man immer für eine „hessische Lösung“ gewesen, den Ausschlag habe aber letztlich der Preis gegeben. Die nun erzielte Summe sei ein „gewaltiger Unterschied“ zum Städel-Angebot. Holbeins Madonna ist noch bis zum 24. Juli im Frankfurter Städel Museum zu sehen.

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