Kunstausstellung: Neo Rauch im Rheinland

Der Leipziger Maler Neo Rauch ist ein inzwischen weltweit bestauntes Phänomen. Jetzt zeigt er seine Gemälde im Brühler Max Ernst Museum.

Brühl. Im New Yorker Metropolitan Museum sorgte die Ausstellung "Para" des Leipziger Malers Neo Rauch (47) bereits für Furore. Nun sind die Gemälde im rheinischen Brühl eingetroffen. Werner Spies, Stiftungsvorsitzender des Max Ernst Museums, fungierte als Vermittler. Insgesamt 19 Gemälde, darunter 13 aus der US-Schau, sind zu sehen. Einzige Bedingung des Künstlers für die Schau in Deutschland: Jedes Bild, egal, ob klein oder groß im Format, erhält eine eigene Stellwand. Das Ergebnis ist eine ideale Präsentation.

Wie stets, blieb Rauch auch dieser Pressekonferenz fern. Aber er ist dennoch überall, zumindest als Person auf seinen Bildern. Kunst ist für ihn ein "selbstbezogenes Unterfangen", sagt er. Auf dem Bild "Vater" sieht man, was er darunter versteht: Da hält der jugendliche Held ein ältliches Riesenbaby mit seinen überdimensionierten Malerhänden vor der Brust, und der dritte Mann im Raum nimmt die Szene mit der Kamera auf.

Rauch ist der Vater und der Sohn, und wenn er das jeweilige Bild beendet, pflegt er ihm in der Regel ein gleißendes, nicht ganz geheures, schwefeliges Gelbgrün hinzuzufügen. Dies wirkt wie ein teuflischer Geist, zugleich wie Spiritus, der das gerade erschaffene Produkt vernichten will.

Rauchs Akteure zündeln gern, egal, ob sie die Vase der 50er Jahre oder eine Fahne vor sich haben. Selbst die dunkle Wolke umgibt der meisterhafte Maler mit zuckenden Blitzen. Als sei jedes Motiv auf der Leinwand ganz "echt" und suggeriere nicht nur eine Bildwelt, rücken Feuerwehrmänner und Jäger an, um die latenten Farb-Gefahren zu beseitigen.

Die Nummer Eins des Kunstmarkts in Amerika ärgert sich nicht über die Kritik westlicher Medien an seiner scheinbar muffigen Farbskala, aber er steuert derlei Vorurteilen längst entgegen. Er spielt mit den Farbstimmungen, setzt Lichtleisten oder Schatten, die der Logik der Malerei und nicht dem Abbild entspringen.

Er schert sich um nichts, riegelt sich in seinem Leipziger Atelier ein und platziert seine Klavierspieler, Trompeter, Posaunisten oder Lesenden in ihre eigenen, abgeschotteten Winkel, wo sie von dem Getümmel auf den Bildern keine Notiz nehmen.

Sie agieren auf anderen Realitätsebenen als wir Betrachter, sie lesen blind und hören mit den Augen. Sie stieren auf die Klaviertasten, steigen wie Barbarossa aus der Tiefe, verflüchtigen sich beim Sprung in die Höhe, schweben über Tisch und Stuhl und finden unter einem rötlich-sonoren Himmel doch noch eine Goldgrube.

Vita Neo Rauch wurde 1960 in Leipzig geboren. Er studierte bis 1986 bei Arno Rink und lehrt seit zwei Jahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Er lebt in Leipzig.

Ausstellung: Brühl, Max Ernst Museum, Max-Ernst-Allee1. Vernissage am 28.10., 14 Uhr im Beisein des Künstlers. Die Ausstellung läuft bis 30.3.2008, Di - So 11 - 18, am 1.Donnerstag im Monat bis 21 Uhr, Katalog 24,80 Euro im Museum

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