Installation: Das überirdische Autowrack

Der Düsseldorfer Künstler Dirk Skreber zeigt ein spektakuläres Werk in Köln.

Köln. Dirk Skreber ist der Held von Köln. Der als Maler bekannte Künstler, der in New York und Düsseldorf lebt, ließ einen gebrauchten Audi mit 95 Stundenkilometern auf einem Spezialgelände so geschickt zu Schrott fahren, dass sich das Autowrack an einem Stahlmast selbst aufhängte.

Beim Betrachter entsteht der Eindruck, als sei der Wagen von der Straße abgekommen und habe sich mit voller Wucht um eine Laterne gewickelt.

Die scheinbar fehlgeleitete Energie wird im Kölner Skulpturenpark zum Besten gegeben - und etwa 3000 Gäste staunten allein bei der Vernissage.

"Reality Check" nennt die künstlerische Leiterin Renate Goldmann die Inszenierung von 41 Außenskulpturen in einem wunderschön gepflegten Park unweit des Kölner Zoos.

Skrebers "Reaktor" bildet die Hauptattraktion. Zu seinem Werk pilgern die Massen, steigen über 20 Stufen auf ein Plateau, das um das Auto herumführt, und landen schließlich in einer sechs Meter tiefen Grube. Von dort wirkt das Wrack wie eine überirdische Erscheinung. Eine absurde Situation, die die Eltern mit ihren Kindern genießen und dabei rätseln, wie das Auto an seinem Pfahl zum Stehen gekommen sein mag.

"Vivi" kann über derlei Theater nur lachen. Die drei Meter hohe Kolossalfigur eines übergewichtigen Mädchens aus grauem Beton stammt von Christina Doll, die wie Skreber aus der Düsseldorfer Kunstakademie hervorgegangen ist. In ihrer ungeschminkten Körperlichkeit, den dicken Bauch über dem Gürtel hängend, ist "Vivi" erschreckend schön. Sie lächelt still in sich hinein, als ginge sie der Spott der Wohlgeformten nichts an.

Ins andere Extrem verfällt Katharina Fritsch. Ihre "Gartenskulptur"ist ein Skelett aus vergrößerten Schien- und Wadenbeinknochen, fein säuberlich in Polyester ausgeführt und weiß gestrichen. Das Momento mori steht zurückgesetzt an einem lauschigen Fleck des Parks.

Faszinierende Wunderwerke an Poesie sind die goldene Kugel des James Lee Byars und die riesige Spiegelschale des Anish Kapoor, die den Himmel, das Gras und den Betrachter in seinen Hohlraum locken.

Eine andere Art von Erscheinung bewirkt Bernd Kaiser. Er schnürt seiner Schönen, einer farbigen Keramikfigur, eine Liegematte unter die Beine und befestigt beides mit Riemen am Ast eines dicken Baumes. Stoisch blickt die Unerreichbare gen Himmel und lässt ihre Beobachter schmachen.

Sie kontrastiert mit dem "Hohen Besuch", den Michael Sailstorfer auf das Haus des Skulpturenparks setzt. Es handelt sich um einen Helikopter, der seine Flügel völlig geräusch- und sinnlos rotieren lässt. Permanent beweglich ist der Flieger, ohne abzuheben oder anzukommen.

Die Realität, wie sie in diesem Park dargestellt wird, ist ungemein beredt. Aber sie bedrückt nicht, weil sie wie selbstverständlich wirkt. Das lieben die Kunstgänger, die inzwischen ein Faible für die Kunst im Freien entwickelt haben. Das gilt für das Museum Hombroich in Neuss, den Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal und nun auch den in Köln. Letzterer ist die mäzenatische Tat des längst verstorbenen Ehepaars Michael und Eleonore Stoffel, die den Park vor zehn Jahren ins Leben riefen.

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