Große Kunstausstellung NRW Düsseldorf: Skulpturen sind Mangelware

Die „Große“ im Museum Kunstpalast gibt Überblick über junge NRW-Künstler.

Düsseldorf. Am Samstag wird im Kunstpalast am Ehrenhof die "Große Kunstausstellung NRW Düsseldorf" eröffnet. Unter diesem Bandwurm-Titel verbirgt sich ein Traditionsunternehmen, denn seit 1902 findet diese von Künstlern organisierte Ausstellung statt. Der neue Vorsitzende Michael Kortländer und sein Team vom "Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen" haben die Schau kuratiert und dem einstigen Potpourri eine Radikalkur verpasst.

680 Bewerbungen lagen vor, eine Jury aus Künstlern und Museumsleuten siebte energisch aus. Geblieben sind 300 Werke von 157 Kollegen, die in einer offenen, allseits einsehbaren Inszenierung gezeigt werden. Die "Große" ist kein Alptraum mehr, kein Labyrinth, sie kommt ohne Petersburger Hängung (enge Reihung von Gemälden) aus. Sie zeigt einen Sieg der Malerei und der Fotografie. Skulptur ist Mangelware. Experimente gibt es so gut wie gar keine mehr. Die Schau ist fast schon museal.

Die Überraschungen sind qualitativer Art. Sandra Gabel, die bei Albert Oehlen in Düsseldorf ihren letzten Schliff bekam, spielt souverän mit der Malerei. Sie hat mit zusammengebundenen Riesenpinseln schwungvoll rotierende Handbewegungen auf einer zehn Meter breiten Leinwand gemacht. Das Ende der Leinwand ist aufgerollt, so dass der Betrachter an eine mobile Tapete denken mag.

Erstaunlich gut ist die Fotografie besetzt. Die Entdeckung ist Georg Parthen, Meisterschüler von Jörg Sasse und bis zu seinem Umzug nach Berlin Betreiber eines Off-Raums in Düsseldorf. Er sucht nach unwahrscheinlichen Orten, entdeckt in den Alpen einen Abhang, der in einem merkwürdig milchigen See endet, manipuliert das Licht, lässt die Sonne scheinen und die Schatten spielen. Seit zwei Jahren hat Parthen einen Lehrauftrag an der Universität Dortmund.

Am Defilee berühmter Fotokünstler beteiligen sich die ehemaligen Becher-Schüler Boris Becker, der gerade eine Retrospektive in Köln hat, und Katharina Mayer, Gastprofessorin an der Hochschule in Wien. Mit dabei sind Gudrun Kemsa, Professorin in Krefeld und Spezialistin für sich spiegelnde Bilder, sowie Micha Kuball, Medienprofessor in Köln und bekannt für seine Unikatfotografie. Aufmerken lässt auch Nicole Ahland, deren leere Räume das Geheimnis der Bewohner und Museumsgänger nicht preis geben.

Für diese "Große Düsseldorfer’" sollte man sich Zeit nehmen. Anke Reehs skulptural zusammengefasste Decke ist ein brillantes Näh-Objekt. Horst Egon Kalinowskis hölzernes Bettgestell erinnert an die "Thorax" von Guantanamo. Yong-Chang Chungs Kreis aus Sushi-Reis mit einem Soldatenschiff in der Mitte wirkt wie eine Alternative zur Eat-Art. Wie eine Persiflage auf den berühmten Kollegen Mike Kelley wirkt das Nashorn von Peter Nagel, das aus unendlich vielen Puppenköpfen zusammengesetzt ist.

Die mit Kaffee angereicherten Gemälde von Andreas Schön sowie Naomi Akimotos Keramiken sind einen Besuch wert. Wer genau schaut, wird sich an dem Fliesentableau der Koreanerin Sekyung Lee delektieren. Die Delfter Kacheln sind in Wirklichkeit mit feinstem Frauenhaar "gezeichnet" und lösen sich am Bildende tatsächlich in Haare auf.

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