Fotograf Hans-Christian Schink: Von der Einöde in den Dschungel

Der Fotograf Hans-Christian Schink stellt in Duisburg aus.

Duisburg. Hans-Christian Schink (50), der berühmteste ostdeutsche Fotograf der mittleren Generation, fordert den berühmtesten westdeutschen Fotostar Andreas Gursky (55) heraus. Wie sein Kollege benutzt er die Großbildkamera. Beide Künstler stammen aus der DDR. Schink wurde in Erfurt, Gursky in Leipzig geboren. Beide sind durch ihre Eltern visuell geprägt. Schinks Vater war Kunstgeschichtsprofessor, Gurskys Vater Werbefotograf. Beide haben ein breites Spektrum an Motiven. Die Ergebnisse sind aber unterschiedlich. Schink zeigt dies in seiner Retrospektive aus 30 Jahren im Museum Küppersmühle.

Schink durfte nicht studieren, er musste eine Lehre machen und lernte die Westkunst erst mit dem Fall der Mauer kennen. Er fuhr noch 1997 in verschlafene Dörfer in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt und fotografierte im Stil der sozialdokumentarischen Tradition. Da schaufeln Vater und Sohn ein Loch in den Bürgersteig, flicken Mann und Frau ein altes Auto, spielen Kinder zwischen Plattenbauten.

Erst die Serie „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“ (1995-2003), in der er Autobahnbauten als monumentale Symptome des deutsch-deutschen Zusammenwachsens dokumentiert, macht ihn bekannt. Dabei wagt er den Vergleich mit Gursky. Schinks Kompositionen sind jedoch kühl und zurückgenommen in den Farben. Die neuen Betonbrücken spannen sich triumphal über die ostdeutsche Einöde. Wie zufällig schaukelt ein Schwan auf dem Fluss unter Brückenpfeilern.

Diese Zurückhaltung wird noch deutlicher in seinen Dschungelbildern. Manches erinnert an den Düsseldorfer Fotografen Thomas Struth. Während dessen „Paradies“-Bilder aus der Fülle von Grüntönen und der Dichte der Bäume leben, ist Schinks Regenwald auf eine grünlich-bläuliche Einfarbigkeit reduziert.

Die Fotofolge „1h“ (seit 2002) ist spannend. In Langzeitbelichtungen von einer Stunde nimmt er etwa in Wüsten den Verlauf der Sonne auf, wobei Helligkeit in Dunkelheit umschlägt. Der gleißende Kreis wird zum schwarzen Balken, der von einem Lichthof umgeben wird. Wie ein Brandzeichen durchbricht der Balken die naturalistische Darstellung der menschenleeren Landschaft.

Ausstellung bis zum 3. Oktober: Museum Küppersmühle, Philosophenweg 55 in Duisburg; Öffnungszeiten: Mi 14 - 18, Do - So 11 - 18 Uhr, Führungen So 11 + 15 Uhr

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