Dresden feiert seine Meisterwerke

Dresden (dpa) - Restauriert und geliehen: Die Rückkehr des berühmten Stadtpanoramas und das Gastspiel einer Madonna aus dem Vatikan sind für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) Gründe zum Feiern.

Das besser als Canaletto-Blick bekannte Gemälde „Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke“ von Bernardo Bellotto (um 1722-1780) präsentiert sich in neuem Glanz in der Reihe „Das restaurierte Meisterwerk“.

Anfang September dann bekommt die „Sixtinische Madonna“ Raffaels (1483-1520) Besuch von ihrer „Schwester“ aus Rom. Die ebenfalls vom dem italienischen Renaissancemaler geschaffene „Madonna di Foligno“ verlässt für die Schau erstmals die Vatikanischen Museen.

Die vom Venezianer Bellotto, der sich Canaletto nannte, gemalte Vedute (wirklichkeitsgetreue Darstellung) Dresdens ist weltberühmt und gilt wie kein anderes Werk als Wahrzeichen der Elbestadt. Für die Rettung des Originals sammelte der SKD-Freundeskreis Museis Saxonicis Usui in einem Jahr rund 100 000 Euro. Ab dem 26. August ist das in anderthalb Jahren restaurierte Gemälde von 1748 wieder zu sehen.

Die Schau gibt bis 20. November auch Auskunft über die Bearbeitung und Geschichte des 1,33 mal 2,37 Meter großen Bildes, das seit 1834 fast durchgehend ausgestellt war. Es soll danach dauerhaft zu sehen sein. „Wo, ist noch nicht endgültig klar“, sagte Direktor Bernhard Maaz.

Die Canaletto-Präsentation konkurriert mit der spektakulären Porträtschau der italienischen Renaissance im Berliner Bode-Museum. Die von der Gemäldegalerie Berlin und dem New Yorker Metropolitan Museum of Art vorbereitete Schau „Gesichter der Renaissance“ beleuchtet zeitgleich die Entwicklung des italienischen Porträts im 15. Jahrhundert.

Einzigartig dagegen ist die Dresdner Exposition „Himmlischer Glanz“, die ab 6. September Raffaels Madonnen seit fast einem halben Jahrtausend wieder vereint. „Es ist der kleine Auftakt für das 500. Jubiläum der Sixtina 2012“, sagte Maaz. Anlass ist die Deutschlandvisite von Papst Benedikt XVI.. Dabei geht die „Madonna di Foligno“ erstmals auf Reisen.

Die rund drei Meter hohe Altartafel schuf der unumstrittene Meister der Mariendarstellung 1512. Im selben Jahr erhielt er von Papst Julius II. den Auftrag für die „Sixtinische Madonna“.

Die für die römische Kirche Santa Maria in Aracoeli bestimmte „Madonna di Foligno“ wurde 1564 nach der Zerstörung des Baus nach Foligno in Umbrien gebracht. Dann gelangte sie nach Paris - und 1816 nach Rom zurück.

Die Sixtina wurde für den Hochaltar der Klosterkirche San Sisto in Piacenza in Norditalien gemacht, wo sie rund 250 Jahre fast unbeachtet hing. 1754 kaufte Sachsen-Kurfürst und Polen-König August III. das Bild. „Erst in Dresden und vor allem durch die Romantiker erlangte sie Berühmtheit“, sagte Kurator Andreas Henning.

„Sie ist unsere Mona Lisa“, ergänzte Direktor Maaz. Die Sixtina sei das Herzstück der Sammlung, „ein Glücksfall“. Ihre Bedeutung liegt laut Henning im Bild selbst. „Es ist eine Mischung von menschlichem Ernst der Mutter und göttlicher Verklärung der Instanz, verbunden mit einer unglaublich ausgefeilten Komposition und einer gewitzten Bildzutat: den Engeln.“ Dies komme einer Vermenschlichung des Himmels gleich. Der Ernst im Blick der Mutter Gottes ob der Bestimmung des Christuskindes, ans Kreuz genagelt zu werden, werde durch den Witz der beiden davongekommenen Engel gebrochen.

„Raffael wollte die schönste Frau der Welt malen“, sagte Henning unter Verweis auf einen Brief. Er habe die schönsten Details gesucht und zusammengefügt. Die Sixtina werde während der Schau an ihrem Platz bleiben, die Madonna des Papstes an ihrer Seite hängen. „Die "Madonna di Foligno" ist die klassische Vision mit irdischer Ebene, Stiftern und Heiligen sowie der Madonna als Vision.“ Die Sixtina sei eine Weiterentwicklung. „Hier ist das Bild selbst die Vision, die sich immer von neuem ereignet“, sagte Henning. „Der Vorhang geht auf, und die geistige Welt erscheint vor den Augen jeden Betrachters, seit 50 Jahren.“

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