Die Sammlung entstand nebenbei

Kleve zeigt die Schätze des Düsseldorfer Galeristenpaares Fischer.

Kleve/Düsseldorf. Als der amerikanische Minimal- und Konzeptkünstler Carl Andre 1967 in der Düsseldorfer Galerie von Dorothee und Konrad Fischer (1939 - 1996) seine erste Ausstellung in Europa hatte, ging ein Raunen durch die örtliche Kunstszene.

Die Ausstellung stellte die Besucher vor eine Herausforderung. Hatte der Künstler doch die Bodenfläche des schmalen Galerieraumes in der Neubrückstraße mit einhundert quadratischen Eisenplatten ausgelegt, einem Viereck von 5 mal 20 Elementen: "5x20 Altstadt Rectangle". Keine Sockel, keine figurativen Objekte, keine Bilder.

Stattdessen war es unvermeidbar, dass die Besucher unmittelbar auf die Eisenplatten und damit auf das Kunstwerk traten. Die Skulptur wurde eins mit dem Ort - die Minimal- und Konzeptkunst waren in Europa angekommen.

Aber Konrad Fischer war nicht nur über mehr als 30 Jahre ein begnadeter Entdecker von Künstlern und Ausstellungsmacher, er war auch Sammler. Das Museum Kurhaus in Kleve hat mit dem Museu d’Art Contemporani de Barcelona (MACBA) dieser Sammlung nun eine Ausstellung gewidmet, die die alten Zeiten der 1960er und 70er Jahre noch einmal aufleben lässt, als sich in Düsseldorf die internationale Künstleravantgarde sozusagen die Klinke in die Hand gab.

Auf Carl Andres Empfehlung kamen immer mehr Künstlerkollegen aus den USA an den Rhein: Sol LeWitt, Bruce Nauman, Richard Long, Donald Judd, auch europäische Künstler wie Hanne Darboven, Daniel Buren, Giuseppe Penone. Heute gehören auch Thomas Schütte, Gregor Schneider und Harald Klingelhöller zum Galerieprogramm.

Die Sammlung ist Spiegel einer professionellen Leidenschaft und der gemeinsamen Galeriearbeit - und beinah nebenher entstanden. In Kleve geben nicht nur die Fotografien und Dokumente, sondern auch gut 250 originale Werke, wie etwa der große Steinkreis von Richard Long oder die kleine braune Pappschachtel, die das britische Künstlerduo Gilbert & George 1969 als Bewerbung geschickt hat, einen Einblick in ein bedeutendes Kapitel der international vernetzten rheinischen Kunstszene.

Warum die Ausstellung nun in Barcelona und Kleve und nicht in Düsseldorf stattfindet, ist ein bizarrer Zufall. Denn im Kunstbetrieb wusste man zwar um die großartigen Kunstwerke, die bei den Fischers auszuleihen waren, als Sammlung aber hat sie kaum jemand wahrgenommen. "Es hat einfach niemand gefragt", sagt Dorothee Fischer.

Die Ausstellung "Dorothee und Konrad Fischer: Archiv einer Haltung" läuft bis 30. März 2011 im Museum Kurhaus Kleve, Tiergartenstr. 41, Di-So 11-17 Uhr. Der beeindruckende Katalog kostet 39 Euro, der Eintritt 5 Euro. Die Fahrtzeit von Düsseldorf beträgt 70 Minuten, von Wuppertal 85 Minuten.

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