Die Ruhrtriennale lotet Grenzen aus

150 Veranstaltungen, geprägt von viel Experimentierfreude.

Duisburg. Wer Musik und Theater eher klassisch liebt, für den dürfte die Ruhrtriennale eine große Herausforderung darstellen. Das Festival unter dem experimentierfreudigen Intendanten Heiner Goebbels hat mit dem, was Augen und Ohren gewohnt sind, wenig zu tun. Vom 23. August bis 6. Oktober werden quer durch das Ruhrgebiet ehemalige Zechen, Stahl- und Walzwerke und Maschinenhallen wieder zur Bühne für die Avantgarde. Aus 150 Veranstaltungen können die Besucher wählen.

Schon zur Eröffnung am 23. August beweist Goebbels seinen Mut zum Außergewöhnlichen: In der Bochumer Jahrhunderthalle inszeniert er die europäische Erstaufführung des Werks „Delusion of the Fury“ des selten gespielten US-Komponisten Harry Partch (1901-1974). Dafür wurden von Partch erfundene Instrumente mit so kuriosen Namen wie „Blauer Regenbogen“ nachgebaut.

Die Ruhrtriennale setzt auch auf eine Verjüngung des Publikums. So erkundet Goebbels die Ränder des Pop, indem er die britische Kultband Massive Attack einlud. Natürlich spielt die Band um Robert del Naja kein gewöhnliches Konzert. Rund 2000 Zuschauer werden in der Duisburger Kraftzentrale umgeben von Gaze-Großleinwänden stehen, auf denen zur Musik dokumentarische Filmsequenzen des provokativen britischen Filmemachers Adam Curtis zu sehen sind. Eine „kollektive Halluzination“ verspricht del Naja. Drei Aufführungen waren sofort ausverkauft, so dass die Ruhrtriennale eine vierte ansetzte.

Die preisgekrönte Theatergruppe Rimini-Protokoll hat mit ihrem Videostück „Situation Rooms“ ein Labyrinth für jeweils 20 Zuschauer entwickelt, die ausgerüstet mit Bildschirmen und Kopfhörern zu Verfolgern und Verfolgten in einer Welt des Terrors, der Kriege und der Flüchtlingsströme werden. Der Choreograph William Forsythe versetzt 400 Pendel im Museum Folkwang in Schwingung, und die Besucher sollen durch diese unberechenbare Situation hindurchwandern.

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