Die Ausstellung "Skulls" in Düsseldorf: „Totenkopf ist wie eine Tasse“

Interview: Markus Lüpertz verabschiedet sich als Rektor der Kunstakademie Düsseldorf mit einer Ausstellung zum Thema Tod.

Düsseldorf. Am Donnerstag wurde in der Akademie-Galerie am Burgplatz eine Schau mit Totenköpfen von Markus Lüpertz eröffnet. Der 68-jährige Rektor der Kunstakademie Düsseldorf beschäftigt sich mit der menschlichen Sterblichkeit seit den frühen Soldatenhelm-Bildern und Kreuzigungen. Selbst in einigen Skulpturen der Grazien meint man, aus ihnen schaue plötzlich der Tod hervor.

Lüpertz: In meinen Bildern ist der Totenkopf ein Sinnbild für das Stillleben, völlig abstrakt, völlig frei. Ich habe keine inhaltliche Abbitte zu leisten. Aber der Totenkopf fasziniert uns alle, ablehnend oder anziehend wie ein Sog.

Lüpertz: Mein ganzes Atelier ist voll mit Skeletten, Totenköpfen, ausgestopften Vögeln, Krokodilen oder Schlangen. Und da ich ständig zeichne, halte ich diese Dinge fest, die hier herumstehen und liegen. Ich rede mit diesen Objekten. Und ab und zu, wenn ich nicht gerade in meinen abstrakten Träumen bin, eine Landschaft male oder mich mit formalen Dingen beschäftige, studiere ich sie. Totenkopf und Skelett sind Studienobjekte für mich. Es ist wie eine Art von Abschalten.

Lüpertz: Er lässt mich relativ kalt. Aber im Totenkopf als Bildmotiv liegt eine Magie, genau wie im Helm, im Spaten oder in der Schnecke. Dafür ist der Totenkopf selber verantwortlich, ich habe da relativ wenig mit zu tun.

Lüpertz: Ja, es ist wichtig, dass das Motiv interpretiert wird. Es gibt Leute, die der Totenkopf berührt, und andere, die ihn ablehnen, die grundsätzlich keine Bilder kaufen, wenn ein Totenkopf drauf ist. Einmal habe ich etwas Schönes erlebt: Jemand kaufte von mir ein Bild mit einem Totenkopf, aber der war umgedreht. Das hat der Käufer nicht erkannt. Er dachte, es sei wohl irgendeine freie Form. Als er nach Hause kam, sagte seine Frau, das sei ein Totenkopf, der auf dem Kopf liegt. Er sei umgedreht, so dass man von oben darauf guckt. Da gab er das Bild zurück. Für mich ist das Thema mit keiner philosophischen Denkweise, keiner Spekulation verbunden. Es ist wie eine Tasse. Nur: Für mich ist der Totenkopf faszinierender zu malen als die Tasse. Aber es ist ein reines, formales Erlebnis.

Lüpertz: Ja. Ich war Protestant und bin zum katholischen Glauben konvertiert. Der Umgang mit Religion und Kirche ist mir vertraut. Ich habe ja auch die Kirchenfenster in St. Andreas in Köln entworfen. Wenn ich eine Kreuzigung male, dann ist das der Kalvarienberg mit dem Totenkopf am Fuße des Hügels. Bei Christus-Darstellungen am Kreuz liegt auf den Darstellungen des Mittelalters immer der Schädel am Boden. Das ist eine Anspielung auf Adam, der Totenkopf ist der Urmensch. Darin liegt auch der Gedanke der Auferstehung.

Lüpertz: Ja. Aus Erde kommst du, zu Erde wirst du.

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