Glas und „Black Box“ Das Bauhausmuseum Dessau nimmt Gestalt an

Dessau-Roßlau (dpa) - „Die Schlichtheit ist die Herausforderung“, sagt Frank Assmann über den Neubau des 25 Millionen Euro teuren Bauhaus-Museums Dessau. Der Chef der Bauabteilung der Stiftung Bauhaus erklärt aus luftiger Höhe das ehrgeizige Projekt.

Glas und „Black Box“: Das Bauhausmuseum Dessau nimmt Gestalt an
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Der Blick fällt auf die rund 7500 Quadratmeter große Baustelle im Stadtpark von Dessau-Roßlau. Dort soll einmal das Gebäude mit 2100 Quadratmetern Ausstellungsfläche stehen.

Glas und „Black Box“: Das Bauhausmuseum Dessau nimmt Gestalt an
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Rund 44 000 katalogisierte Objekte gehören laut Stiftung derzeit zur Dessauer Bauhaussammlung - von Stahlrohrmöbeln bis zu Skizzen, Fotografien, Büchern und avantgardistischen Bühnenbildern. Sie ist nach Berlin die zweitgrößte der Welt. Nur ein Bruchteil davon konnte bisher aus Platzmangel am Dessauer Bauhaus gezeigt werden. Auch lassen die konservatorischen Bedingungen eine Präsentation des sensiblen Kunstgutes in der Unesco-Welterbestätte nicht zu.

Glas und „Black Box“: Das Bauhausmuseum Dessau nimmt Gestalt an
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Ein 100 Meter langer schwebender Balken im Innern, eine „Black Box“ für die historische Sammlung des Dessauer Bauhauses - mit einer geradlinigen Hülle aus Glas herum und betont offenem Erdgeschoss - so soll das Museum einmal aussehen. Es wird nach dem Entwurf des spanischen Architektenbüros Addenda Architects González Hinz Zabala aus Barcelona errichtet.

Es gehe hier nicht nur um einen Museumsneubau, sagt die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren. „Wir wollen transparent und offen sein und nicht nur Touristen erreichen, sondern auch für die Dessauer ein kultureller Ort sein.“

Die Idee der spanischen Architekten für das Museum wurde bei einem offenen internationalen Wettbewerb aus 831 Einreichungen zum Sieger gekürt - gemeinsam mit dem Entwurf des Büros Young & Ayata aus den USA. Die Stiftung Bauhaus Dessau entschied sich dann als Bauherr des Museums gegen das Modell aus New York. Dies sah ein Gebäude mit futuristischen Zwiebeltürmen vor - optisch spektakulär, von den Kosten jedoch nicht umsetzbar und von den Ausstellungsmöglichkeiten eher konservativ, erklärt Perren.

Die Konstruktion nach dem Entwurf des spanischen Büros sei extrem anspruchsvoll, sagt Oberbauleiter Philipp Vargas von der Firma BAL Bauplanung und Steuerungs GmbH (Berlin). Er hat nach eigenen Angaben bei der Grundinstandsetzung des bekannten Pergamon Museums in Berlin Erfahrungen gesammelt.

Meterlange „Arme“ von Kränen schweben inzwischen über der knapp sechs Meter tiefen Dessauer Baugrube. Rund 12 000 Kubikmeter Erdreich wurden dafür ausgehoben. Arbeiter verlegen am Rohbau des Untergeschosses des Museums ein Labyrinth aus eisernen Gittern und roten Schläuchen.

Um die Notwendigkeit und den Standort des Museums hatte es in Dessau-Roßlau jahrelang kontroverse Diskussionen gegeben. Sollte es am historischen Bauhausgebäude stehen oder - wie jetzt - in bester Stadtlage? Bis 2019 soll nun alles fertig sein. Anlass ist das Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“.

1919 hatte es der Architekt Walter Gropius in Weimar gegründet. In Dessau erlebte die Einrichtung ihre Blütezeit, 1933 wurde sie auf Druck der Nazis in Berlin geschlossen. Bis heute gilt das Bauhaus als weltweit einflussreichste Bewegung und Schule für Kunst, Architektur und Design des 20. Jahrhunderts, als Ikone der Moderne. An den drei Standorten in Deutschland wird sein Erbe gepflegt, entstehen anlässlich des Gründungsjubiläums neue Museen.

Die Prognose zu den Baukosten liege im Rahmen, sagt Assmann, der von Beruf Architekt ist. „Im Moment sind wir guten Mutes, dass wir es bis 2019 schaffen.“ Das Dessauer Bauhaus-Museum wird jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt finanziert, die Stadt gab das Grundstück dazu. Grundsteinlegung war im Dezember 2016, Baubeginn im Mai 2017.

Rund 750 Tonnen Stahl sind nach Angaben von Oberbauleiter Vargas auf der Dessauer Baustelle nötig - damit später über dem Unterbau die 3000 Quadratmeter große Glashülle des 110 Meter langen Museums wie eine Art riesige Hutkrempe über dem Boden „schweben“ kann. Zum weiteren Baufortschritt bleibt er vorsichtig: Niemand wisse, wie der Winter werde.

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