Ausstellung zur Science-Fiction in Deutschland: In unendlichen Weiten . . .

Haus der Geschichte in Bonn zeigt eine Schau zur Science-Fiction in Deutschland.

Bonn. Ein gleichmäßiges Röcheln hallt durch das Foyer im Bonner Haus der Geschichte. Irgendwie kommt einem das markante Geräusch des Atmens vertraut vor — es lässt nichts Gutes ahnen. Biegt der Besucher um eine der Ecken, sieht er sich plötzlich Auge in Auge mit der lebensgroßen Figur des Bösewichts aus der Filmreihe „Krieg der Sterne“, Darth Vader. Der Vertreter der „dunklen Seite der Macht“ gehört zu den 600 Exponaten der Sonderausstellung „Science-Fiction in Deutschland“, die am Freitag eröffnet wird.

Doch in welchem Zusammenhang steht die US-Produktion „Krieg der Sterne“ mit Deutschland? „Wir wollten eine Verbindung zwischen der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung und dem Genre Science-Fiction herstellen“, erklärt Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte.

Die Besucher passieren chronologisch die wichtigsten Stationen des Genres. Der Beginn Ende des 19. Jahrhunderts ist gekennzeichnet von der Kreativität, die durch die Industrialisierung und den damaligen Fortschrittsglauben ausgelöst wurde.

Einen Meilenstein setzte der Filmemacher Fritz Lang mit seinen Werken „Frau im Mond“ und „Metropolis“. „Lang war damit stilprägend für das gesamte Genre“, sagt Kurator Christian Peters. Gezeigt wird unter anderem eine Plastik seines berühmten „Maschinenmannes“.

Es geht weiter in die 50er und 60er Jahre, in denen die Zukunft allgemein als etwas Negatives betrachtet wurde. Entsprechend zeigt Science-Fiction in dieser Zeit Schreckensszenarien wie Atomkriege und die Invasion Außerirdischer. Auch der Wettstreit der USA und der Sowjetunion um die Eroberung des Weltraums während des Kalten Krieges wird dargestellt. In den 70ern hingegen wandelt sich Science-Fiction zu handfester Gesellschaftskritik. Als Beispiel wird anhand eines Skizzenbuchs Rainer Werner Fassbinders düstere Zukunftsvision „Welt am Draht“ vorgestellt, der im Grunde die „Matrix“-Filme vorwegnahm.

Angereichert wird die Präsentation durch eine aufwendige Gestaltung: Die Wiener Architekten Arno Grünberger und Tilo Perkmann haben Gänge konstruiert, deren Wände komplett mit Metall verkleidet sind. Am Boden befinden sich „Lüftungsschlitze“ und an der Decke Lampen, die bläulich leuchten. So entsteht der Eindruck, durch die Korridore eines Raumschiffs zu laufen. Auch die Informations-Bildschirme sind hier themengerecht gestaltet: Die Kopfhörer sehen aus wie Duschköpfe und erinnern nicht nur zufällig an die erste deutsche Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille Orion“.

Um an den einzelnen Stationen bestimmte Filme abzuspielen, müssen die Besucher zu Joysticks greifen, die den Steuerknüppeln eines Flugzeugs nachempfunden sind. Wer einen Film auswählen möchte, muss zuerst mit einem Fadenkreuz darauf zielen. „Da setzen wir ganz auf den Spieltrieb der Leute“, sagt Museumssprecher Peter Hoffmann.

Bei der Erkundung der Ausstellung stoßen Science-Fiction-Fans auf einige Schätze. So gibt es neben dem Original-Bügeleisen, das in „Raumpatrouille Orion“ als Steuerhebel benutzt wurde, unter anderem eine Erstausgabe von „Perry Rhodan“ und Modelle aus den DDR-Filmen „Der Schweigende Stern“ und „Eolomea“ zu sehen. Das Land verabschiedete sich im übrigen rasch von Science-Fiction — die fantastischen Reisen passten nicht zur gesellschaftlichen Realität.

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