30-jähriges Jubiläum: Die Grundfeste des Museums Abteibergs

Das Museum Mönchengladbach wird 30 Jahre alt. Chefin Susanne Titz bindet die Bürger ein.

Mönchengladbach. Susanne Titz (48) ist ein Glück für Mönchengladbach, wo am Samstag das 30-jährige Bestehen des Museums Abteiberg als Gartenfest gefeiert wird. Die Museumschefin, die seit 20004 am Haus ist und deren Vertrag bis 2020 verlängert worden ist, versteht es, die Kontinuität ihrer Vorgänger Cladders, Stemmler und Loers zu wahren und das oftmals puristische Konzept in den Ausstellungen fortzuführen. Das gibt es an keinem anderen Museum in dieser Klarheit.

Bei einem Ankaufsetat von 25 000 und einem Ausstellungsetat von 53 000 Euro ist das eigentlich unmöglich. Doch die Rheinländerin ist kommunikativ, sie spielt diese Fähigkeit zum Wohle des Museums aus. Sie motiviert die Bürger, sich fürs Haus aktiv einzusetzen. Als sie Gregor Schneiders „END“ auf die Wiese setzte und die Besucher über einen Tunnel ins Untergeschoss des Museums führte, da hatte sie einen Schwarm von Firmenchefs zur Seite, die keinen Stundenlohn für ihre Bauleute forderten.

Düsseldorf wollte die kostbare Sammlung von Gaby und Wilhelm Schürmann als Leihgabe haben, doch das misslang. Susanne Titz zeigte 80 ihrer Arbeiten, fachsimpelte mit den Mäzenen und erhielt die Fotoserie „Soldiers“ von Wolfgang Tillmans als Geschenk.

Sie hatte sich in ihrer Studienzeit mit Architektur, frühen Utopien und Avantgarde-Theorien beschäftigt, , in Mönchengladbach wurde real als mehrere hundert Meter lange, temporäre „Luftpassage“ über die Häuser hinweg zum Abteiberg. Denn Susanne Titz glaubt noch immer fest daran, eine Verbindung von der City zu ihrem Haus zu schaffen. Für ihre Treppen-Brücken-Konstruktion organisierte sie einen Wettbewerb, an dem sogar das Europäische Haus für Stadtkultur beteiligt war. Und wieder spendierten private Gerüstbauer die Arbeit am Turm.

Dieses Museum soll, so die Museumschefin, „ so bekannt sein wie Borussia Mönchengladbach“ — und das mit konzeptueller Kunst. Wenn es zeitweilig vor dem Haus q dampfte, so lag dies an „Steam“, der Außen-Installation des Minimal-Künstlers Robert Morris, die der Freundesverein spendierte, nachdem Unternehmer und Kunststiftung NRW die Konstruktion bezahlt hatten. Das Museum ist nun „Treuhändler und Bewahrer des Werks“. Susanne Titz: „Wir entscheiden, wo und wie es im Sinn des Künstlers aufgebaut wird.“

Zum 30-Jährigen schenkte der Museumsverein den Documenta-Raum von Anna Oppermann gemeinsam mit der Stiftung der Stadtsparkasse.

Kunstberater Helge Achenbach nennt den Abteiberg einen „Leuchtturm in der NRW-Museumslandschaft, eine Ikone der Moderne“. Er holte Susanne Titz ins Beraterteam der von ihm mitbegründeten Sammlung „Rheingold“ und spendiert ihr im September eine installative Schau mit Andreas Siekmann, für die sonst kein Geld vorhanden wäre.

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