Kreative wollen ein besseres Netzwerk

Mode und Musik, Kunst und Werbung haben die chemische Industrie als Wirtschaftskraft überflügelt.

Düsseldorf. Kreativität macht sich im Land bezahlt, muss aber besser vermarktet werden. Werner Lippert, Chef des NRW-Forums, ruft heute in seinem Haus mit dem Wuppertaler Werber Christian Boros die "Creative NRW" aus. Im Vorabgespräch mit unserer Zeitung nennt er überraschende Zahlen. Mode, Musik, Werbung und Design erwirtschaften in NRW über 32 Milliarden Euro. Ihr Anteil am Brutto-Inlandsprodukt liegt bei 2,6 Prozent, das der chemischen Industrie nur bei 2,1 Prozent.

Lippert und Boros wurden von der Landesregierung zu "Cluster Managern der Kultur- und Kreativwirtschaft" ernannt. Cluster bedeutet Gruppenbildung, und um Kreativ-Zentren geht es ihnen. "Wir möchten die Branche organisieren und ihr eine Lobby bieten", sagt Lippert. Seiner Meinung nach wüssten Maler, Bildhauer, Verleger oder Musiker häufig nichts von ihrer wirtschaftlichen Bedeutung.

Zentren sind die Hauptstädte: Mode, Kunst und Werbung sitzen in Düsseldorf und Köln, Design in Essen, der Film in Köln und durch die Filmstiftung auch in Düsseldorf, die Literatur hat ihren Schwerpunkt in Köln.

Die Werbewirtschaft setzt mit über 10.000 umsatzsteuerpflichtigen Betrieben und Selbstständigen 10,4 Milliarden Euro um (Zahlen von 2007). Sie gilt als der wirtschaftlich bedeutendste Teilmarkt der Kreativwirtschaft in NRW. Düsseldorf ist die umsatzstärkste Werbestadt. Hier erwirtschaften rund 1300 Unternehmen (fast ein Viertel aller Werbegestalter in NRW) rund die Hälfte der Branchen-Umsätze des Bundeslandes.

Die Auftragsbücher nationaler und internationaler Modefirmen werden mehr oder weniger gut in Düsseldorf gefüllt, noch immer der wichtigste Treffpunkt der Modebranche. Im Verlagswesen ist Köln die Nummer eins, mit 80 Verlagen, 130 Buchhandlungen und der Lit.Cologne, Europas größtem Literaturfestival. Der Kunstmarkt ist relativ klein. 2007 gab es in NRW 1800 selbstständige, umsatzsteuerpflichtige Künstler. Es leben hier weit mehr Künstler, aber die verdienen so wenig Geld, dass sie keine Umsatzsteuer zahlen. 383 Betriebe handeln mit Kunst.

Lippert möchte die Situation der Einzelkämpfer verändern: "Der Transfer muss besser sein. Die Kreativen müssen leichter zur herstellenden Industrie finden, Akademien und Unternehmen besser zusammenarbeiten. Die Universitäten sind von Forschungszentren der privaten Wirtschaft umgeben. Bei den Kunst- und Musikhochschulen könnte so etwas doch auch möglich sein."

Er möchte die Branche professionalisieren und denkt an Auftritte auf Messen in Kooperation mit der NRW-Bank, die im Ausland Hilfestellung leisten könnte. Er möchte aber auch Kreative ins Land holen, um die Szene zu bereichern. "Wenn der Automarkt kaputt gehen sollte, hätten wir als Ersatz die Kreativwirtschaft."

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