Kein Ruhestand für Schmid-Ospach

Der Geschäftsführer verlässt Ende März die Filmstiftung NRW.

Düsseldorf. Als in diesem Jahr der türkische Film "Bal" (Honig) bei der Berlinale den Goldenen Bären gewann, war das auch ein Erfolg für Michael Schmid-Ospach, den Geschäftsführer der Filmstiftung NRW. Denn produziert wurde "Bal" von der jungen Kölner Firma Heimatfilm und der Produzentin Bettina Brokemper, die die Filmstiftung seit Jahren kontinuierlich fördern. Eines von vielen Beispielen, wie Schmid-Ospach in den vergangenen neun Jahren dafür gesorgt hat, die Filmlandschaft in NRW zu stärken und international bekannter zu machen.

Ende März nun verlässt Michael Schmid-Ospach die Filmstiftung. Dass der Name seiner Nachfolgerin Petra Müller bisher nur inoffiziell bekannt wurde, irritiert dabei nicht nur die Mitarbeiter der in Düsseldorf ansässigen Filmförderung. Schmid-Ospach war ein Kämpfer nicht nur für den Film, sondern für die Kultur allgemein. Einen wirklichen Ruhestand kann man sich bei dem umtriebigen Mann nicht vorstellen.

Er sich selbst auch nicht: "Das wird es nicht geben. Ich werde mich engagiert für Dinge einsetzen." Es gebe viele Anfragen, doch er habe keine Lust auf eine weitere Vollzeitbeschäftigung. "Ich freue mich darauf, etwas zu tun, woran ich Spaß habe und was ich wichtig finde", sagt der 64-Jährige. Fest steht, dass er dem Filmfestival von Baden-Baden drei Jahre lang als Jury-Vorsitzender "nützlich" sein will.

MSO nennt ihn die Filmbranche. Die drei Buchstaben stehen für jemanden, der dank seines kommunikativen Geschicks immer wieder Hürden überwunden hat, der Menschen zusammenbringt und Projekte anstößt. Mit Künstlern und Politikern kann er gleichermaßen gut verhandeln und hat dabei immer ein Bonmot parat. "Die Filmstiftung stand schon gut da, als ich sie 2001 von Dieter Kosslick übernahm, aber wir haben sie noch ausstrahlungsstärker und wetterfester gemacht."

Unermüdlich rührte er die Werbetrommel für den deutschen Film, speziell für Projekte in NRW, und unterstützte dabei mit den jährlich ca. 32 Millionen Euro der Filmstiftung populäre Filme, die ihr Geld einspielen und zurückgeben können, genauso wie kleine Arthouse-Werke und Debüt-Filme. Viele Errungenschaften fallen in seine Zeit als Geschäftsführer: So konnte Schmid-Ospach zwei neue Gesellschafter, RTL und die Landesanstalt für Medien, mit ins Boot holen.

Der gebürtige Heidelberger setzte verstärkt auf europäische Koproduktionen, die Stars und Filmemacher an Rhein und Ruhr holten und deren Gelder gleich mit. Vor allem mit Frankreich und Polen konnten neue Beziehungen aufgebaut werden. Werke wie "Die fabelhafte Welt der Amélie", ein Koproduktion zwischen NRW und Frankreich, aber auch der oscargekrönte "Der Vorleser" stehen beispielhaft für diesen Erfolg.

Schmid-Ospachs Karriere begann in Wuppertal, wo er von 1968 bis 1970 das Feuilleton der Westdeutschen Rundschau leitete. Gerne erzählt er noch von dieser Zeit als Kritiker, als das Schauspiel in Wuppertal noch ein großes Ensemble hatte. Sein Weg führte ihn über epd und WDR, dessen stellvertretender Fernsehdirektor er von 1990 bis 2001 war. "Ich hatte das Glück, immer einen Job zu machen, bei dem ich die Grenze zwischen Beruf und Leben nicht ziehen musste. Ich habe immer Spaß an Film, Theater und Kunst gehabt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Unwiderstehliche Grusel-Revue
Acht Schauspiel-Talente begeistern im Düsseldorfer Doppelstück „Das Sparschwein/Die Kontrakte des Kaufmanns“ Unwiderstehliche Grusel-Revue
Zum Thema
Aus dem Ressort