Vollversammlung in Mainz : Katholische Kirche sucht ihr neues Gesicht
Essen In der nächsten Woche wählt die Deutsche Bischofskonferenz einen neuen Vorsitzenden. Aus NRW kommt vor allem ein Name in Betracht: Franz-Josef Overbeck.
Früher war das KD 11/13, ein Stadtteilzentrum im Essener Stadtteil Altenessen, mal ein evangelisches Gemeindezentrum. Die Wandfarbe, die Stühle, die Vorhänge – alles in die Jahre gekommen. Und dann gibt die Lautsprecheranlage auch noch schlimme Rückkopplungen von sich. Kein Ort für bischöflichen Glanz.
Den hat Franz-Josef Overbeck auch nicht nötig. Zusammen mit Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, sitzt er da oben auf der Bühne und diskutiert mit einem Stadtplaner, einer Diakonie-Beauftragten und einer Fachbereichsleiterin beim Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen über Strategien für die Stadtteilarbeit.
Overbeck sagt Sätze wie: „Wir müssen Orte schaffen, wo gute Bildung für viele zugänglich gemacht wird.“ Er sieht die Kirche nicht nur kleiner werden, „sondern wir werden auch ganz anders“. Er outet sich als Fan der Olympia-Bewerbung („Das braucht man: eine gemeinsame Idee“). Und er sagt: „Wenn man die Erinnerung zu sehr pflegt, kann man da landen, wo die Kirche heute mitunter steht.“
Anleitung für eine neue
Haltung der Kirche
Diesen Satz kann man hören als Anleitung für eine neue, demütige Haltung der Kirche vor Ort, in der sie nicht mehr davon ausgeht, gottgegeben zentrale Anlaufstation der Menschen zu sein, sondern danach fragt, wo und wie sie sich noch sinnvoll in die Bedürfnisse des jeweiligen Stadtteils einbringen kann. Man kann ihn auch hören als Anleitung für eine Neuausrichtung der Kirche insgesamt.
Wer in den fünf Bistümern von NRW nach möglichen Anwärtern sucht, die in der kommenden Woche die Nachfolge von Kardinal Reinhard Marx an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz antreten könnten, landet jedenfalls an erster Stelle bei Overbeck, der seit 2009 mit Essen das flächenmäßig kleinste deutsche Bistum leitet und seit 2011 auch Militärbischof der Bundeswehr ist. Zudem ist er nicht nur als Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Bischofskonferenz gesellschaftspolitisch besonders engagiert. Das qualifiziert den 55-Jährigen ebenso für das Spitzenamt wie sein Sitz in der Kommission der Bischofskonferenzen der EU. Overbecks Problem: Seinen scharfen Verstand, den der überzeugte Reformer mit einer tiefen Spiritualität verbindet, kann er sein Gegenüber mitunter spüren lassen. Das hat ihm unter den Bischöfen nicht nur Freunde gemacht.