Liedermacher : Kämpferisch, poetisch, ungebärdig: Konstantin Wecker wird 75
München Konstantin Wecker verbindet wie kaum ein anderer Gesellschaftskritik und Politik mit Musik. Seine Songs bewegen sich zwischen Poesie und Wut. Auch mit 75 Jahren hat er kein Problem anzuecken.
Konstantin Wecker gilt vielen als Ikone des Widerstands gegen Rechts. Seine Ballade „Willy“ über einen jungen Mann, der bei einer Kneipenschlägerei von Neonazis getötet wird, ist ein Kultsong.
Bei Festivals, Mahnwachen, Demos und Konzerten ruft der Liedermacher zum Kampf gegen rechte Gewalt und Hetze auf, in seiner Musik stecken Botschaften und Kritik an Missständen. Oberflächliche Unterhaltung liegt dem Münchner nicht, dazu hat er selbst zu viele Tiefen durchlebt: Haft, Drogensucht und Mitte der 1990er Jahre den finanziellen Zusammenbruch. Krisen, aus denen er sich selbst wieder rausholte. Am Mittwoch (1. Juni) feiert der Musiker nun seinen 75. Geburtstag, mit Familie und Freunden in seiner Zweitheimat Italien.
Drogenexzesse und finanzieller Ruin
„Auf einer Leiter, deren Sprossen aus Niederlagen gebaut sind, kann man auch nach oben klettern“, schrieb Wecker vor 15 Jahren im Vorwort zu einem Buch mit dem bezeichnenden Titel „Die Kunst des Scheiterns“. Schonungslos offenbarte er darin seine Drogenexzesse, bei denen er sich mit Kokain und Crack vollpumpte und in seiner Luxusvilla im noblen Münchner Vorort Grünwald einsam dahin vegetierte. 1995 dann seine Verhaftung wegen der Drogen, jahrelange Gerichtsprozesse, der finanzielle Ruin.
Ein Absturz, aus dem er sich selbst wieder hocharbeitete. Wecker ging wieder auf Tournee, komponierte Kindermusicals und Filmmusik, schrieb Bühnenprogramme, Romane, Lyrik und Songs und vertonte etwa Gedichte von Bertolt Brecht. 2018 wurde er Gastprofessor an der Universität Koblenz-Landau. Auch Preise gab es wieder, darunter den Bayerischen Staatspreis für Musik. Ein in gewissem Sinne geläuterter und reifer Konstantin Wecker. „Das, was man in der Gesellschaft als Erfolglosigkeit versteht, muss nicht wirklich eine Erfolglosigkeit sein für die innere Entwicklung“, resümierte er 2007.
Zweite Ehe und zwei Söhne
Auch privat ging es aufwärts. 1996 heiratete der Liedermacher in zweiter Ehe die deutlich jüngere Annik, 1997 und 1999 wurden ihre beiden Söhne geboren. 2013 trennten sie sich, ein paar Jahre später war wieder von Versöhnung die Rede.