Intendant Stefan Bachmann: "Köln ist fruchtbarer als Düsseldorf"

Köln. Der Schweizer Stefan Bachmann setzt darauf, dass die Kölner seine fabulierfreudige und lustvolle Theatersprache goutieren. Nach der Erfolgsgeschichte seiner Vorgängerin Karin Beier tritt er ein schweres Erbe an.

Bachmann bespielt zwei Jahre eine ehemalige Kabelfabrik in Köln Mülheim. Erst dann bezieht er das sanierte Kölner Schauspielhaus.

Herr Bachmann, das Schauspiel Köln hat für zwei Jahre seine Spielstätte im Stadtteil Mülheim. Wie locken Sie die Zuschauer über den Rhein.

Stefan Bachmann: In erster Linie natürlich über gute Aufführungen, und das ist meine Verantwortung. So ein Stadttheater ist ja normalerweise im Zentrum einer Stadt angesiedelt. Wenn man das nun wie bei uns für eine Interimszeit woanders hinverlagert und das sinnvoll macht, kann sich ein magnetisches Feld entwickeln. Wir sagen ganz dreist: Wir haben die Mitte der Stadt nach Mülheim verlegt.

Welche Aufgabe haben Sie persönlich?

Bachmann: Ich bin ein Macher und einer der vier Hausregisseure, der gleich in der ersten Spielzeit drei Inszenierungen zeigt plus zwei Wiederaufnahmen. Ich bin natürlich auch ein Gastgeber für Kollegen und Publikum.

Warum eröffnen Sie die Spielzeit nicht selbst?

Bachmann: Ich fand das langweilig, weil es sich so anbietet. Da ich Primus inter Pares bin, gebietet es der Anstand, dass ich den anderen Hausregisseuren den Vortritt lasse. Ich wollte auch vermeiden, dass sich jetzt alles an meinem Namen festmacht.

Sie kennen das Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach dem Rücktritt des Intendanten Staffan Holm ist das Theater in eine Krise geraten. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach ein Intendant?

Bachmann: Ja, das ist schon eine wichtige Rolle, das kann man nicht anders sagen. Ich bin die Identifikationsfigur nach außen: Eine Person steht für das Theater. Nach innen ist man Integrationsfigur. Es ist wichtig, dass man von den Mitarbeitern das Vertrauen bekommt und sie einen Weg gehen, der ja oft sehr abenteuerlich ist. Ich bin sehr beglückt, dass so viele gute Schauspieler zu uns gekommen sind. Viele sind aus sehr lebenswerten Städten wie Zürich, Wien oder Hamburg nach Köln gezogen. Das ist ja nicht selbstverständlich, dass man eine schöne gegen eine hässliche Stadt eintauscht. Das ist schon eine Verantwortung.

Wie fühlt sich die für Sie an?

Bachmann: Toll, ganz großartig.

Wäre eine Intendanz in Düsseldorf für Sie eine Option gewesen?

Bachmann: Ich glaube, dass mein Theater gar nicht zu Düsseldorf passt. Meine Art, die sehr lustvoll und sehr fabulierfreudig, die sinnlich ist — ich denke, dass das in Köln goutiert werden könnte. In Düsseldorf hat man den Eindruck, die wollen Theater mit Fernsehstars, leichte Klamotten oder etwas, das sich als Hochglanzkunst verkaufen lässt.

In Köln gab es zu letzt eine Theatereuphorie. Wie schnell kann die Stimmung kippen?

Bachmann: Es kann in alle Richtungen schnell oder schleichend gehen. Das ist schwer zu sagen. Köln ist ein fruchtbarerer Boden für Theater als Düsseldorf. Ich denke, das Publikum ist theateraffiner.

Wie viel Zeit geben Sie sich, bis sich der Erfolg einstellt?

Bachmann: Meine Situation ist hinreißend, weil das Abenteuer nie abreißt. Ich habe jetzt das Abenteuer gehabt, überhaupt eine Spielstätte für zwei Jahre zu finden und etwas zu entwickeln. Und das ist schon ganz schön spektakulär, was wir hier machen. Das wird sich auch rumsprechen. In zwei Jahren werden wir ein neues Haus beziehen. Das Kölner Theater ist in der Vergangenheit völlig runtergerockt worden. Es war eines der schäbigsten Häuser, das ich je gesehen habe. Und das als hochgetakelte Yacht wieder beziehen zu können, das ist spannend. Aber Normalität wird lange nicht einsetzen. Was mir am Theater Spaß macht, ist das Abenteuer.

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