Düsseldorf Große Namen fürs Düsseldorfer Theater

Uraufführungen von Jelinek und Dorst, Regiearbeiten von Robert Wilson und Rimini-Protokoll: Intendant Schulz stellt seinen Plan vor.

Am Freitag präsentierte der Düsseldorfer Intendant Wilfried Schulz mit seinem Team das Programm für seine erste Spielzeit. Los geht es am 15. September in einem Zirkuszelt.

Am Freitag präsentierte der Düsseldorfer Intendant Wilfried Schulz mit seinem Team das Programm für seine erste Spielzeit. Los geht es am 15. September in einem Zirkuszelt.

Foto: David Young/dpa

Düsseldorf. Ja, dieses Heft ist ernst gemeint. Und ja, das soll man alles lesen. „Ob in der Badewanne, auf dem Sofa oder wo auch immer. Sie haben ja ein Jahr Zeit dafür.“ Wilfried Schulz, der neue Generalintendant am Düsseldorfer Schauspielhaus, hat gestern seinen 111 Seiten starken Spielplan im beschnittenen DIN A3 Format vorgelegt. Für die Handtasche ist das nichts. Spöttelnde Kommentare über die Unhandlichkeit fegt er entschlossen vom Tisch: „Dieses Format gab es schon unter Frank Baumbauer am Hamburger Schauspielhaus. Wir führen hier keine Diskussion, die seit 20 Jahren abgeschlossen ist.“ Kurz und knapp stellt er damit klar: Ich weiß, was ich will, und ich weiß, wovon ich rede.

Den Beweis dafür liefert der aus Dresden nach Düsseldorf wechselnde Theaterchef schon mit dem Überblick auf Seite acht und neun: 31 Neuproduktionen hat er im Programm, davon elf Uraufführungen; er bespielt neben dem Schauspielhaus und dem Jungen Schauspiel noch eine ganz neue Sparte — die Düsseldorfer Bürgerbühne. Ein Konzept, das Schulz einst als Intendant in Hannover entwickelt hat, und das sich über Deutschlands Grenzen hinweg etabliert hat.

Los geht’s am 15. September in einem Zirkuszelt auf dem Düsseldorfer Corneliusplatz mit dem Epos von Gilgamesh, der ältesten Erzählung, von der die Menschheit weiß, kündigt Schulz an. Das Schauspielhaus wird zurzeit saniert, daher muss der Betrieb auf verschiedene Spielstätten in der Stadt ausweichen.

Was der 63-Jährige als „jede Menge Holz“ bezeichnet, kann sich sehen lassen. Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek schreibt für das Düsseldorfer Theater ein Stück mit dem Titel „Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mir!)“. Die Uraufführung ist für Januar 2017 geplant. Es entstehe ein Text über Körperbilder, Mode und die Arbeit an der eigenen Erscheinung, kündigt Chefdramaturg Robert Koall an. „Frau Jelinek hat uns gesagt: Das ist ein Düsseldorfer Thema.“ Auch Tankred Dorst hat seinem Freund Schulz die Uraufführung seines Stückes „Das Blau in der Wand“ zugesagt.

Ein wahrer Coup ist dem neuen Düsseldorfer Team für E.T.A. Hoffmanns „Sandmann“ gelungen. Der weltberühmte Bühnenkünstler Robert Wilson ist ein so großer Name, dass die Stadtverwaltung eine Sondergenehmigung erteilt hat: Ab Mai steht die Baustelle auf dem Gustaf-Gründgens-Platz jeweils ab 17 Uhr still, damit die Zuschauer zu den Vorstellungen ins noch nicht wiedereröffnete Schauspielhaus können. Und das nicht nur für ein oder zwei Ausnahmen, sondern als reguläre Aufführung im Repertoire.

Die angesagte Theaterformation Rimini Protokoll verbindet Düsseldorf mit den Kammerspielen in München und den Schauspielhäusern in Dresden und Zürich. Als Dach fungiert das Berliner Haus der Kulturen der Welt. Schulz bezeichnet das vom Bund geförderte Projekt als das „zentrale, kulturelle Ereignis in Deutschland 2016/2017“. In dem Stück über verdeckte Machtstrukturen in Deutschland soll es in Düsseldorf um die Beziehungen von Investoren, Politikern und Architekten gehen. Der Titel lautet: „Gesellschaftsmodell Großbaustelle.“

Neben dem in der Szene hochgehandelten Roger Vontobel, den Schulz als Hausregisseur verpflichten konnte, hat er namhafte Größen der Theaterwelt gewonnen. Matthias Hartmann etwa, der vor seinem tiefen Fall als Intendant an der Wiener Burg unter anderem in Bochum Zuschauerrekorde gebrochen hat. Er inszeniert Dostojewskijs „Der Idiot“ und „Michael Kohlhaas“ von Kleist. Der Düsseldorfer Sönke Wortmann inszeniert eine Komödie mit dem sprechenden Titel „Willkommen“.

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