Schriftstellervereinigung : Giftige Häme und Rücktritte - PEN ringt um Neuanfang
Gotha Das Zerwürfnis an der inzwischen zurückgetretenen PEN-Spitze hat tiefe Wunden in der Schriftstellervereinigung gerissen. Die Heilung - da waren sich die streitwütigen Mitglieder in Gotha ausnahmsweise einig - wird dauern.
Nach dem Gothaer PEN-Beben, das in dem überraschenden Abgang des Präsidenten Deniz Yücel gipfelte, steht die Schriftstellervereinigung vor einem Scherbenhaufen - und vor einem Neubeginn.
Über den Showdown auf der Mitgliederversammlung des deutschen PEN-Zentrums in der thüringischen Residenzstadt waren auch am Samstag noch immer viele Mitglieder entsetzt. Als beschämend, unwürdig und schäbig empfanden sie die Grabenkämpfe zwischen Yücel-Kritikern und Unterstützern. Zugleich wurden aus den PEN-Reihen Forderungen nach Erneuerung und Verjüngung des Vereins laut.
In der Aussprache am Samstag war von „toxischer Männlichkeit“ und „einer Riege alter westdeutscher Herren“ die Rede, die persönliche Eitelkeiten vor die politische Wirksamkeit des Vereins stellten. Einige PEN-Mitglieder dachten laut über einen Austritt nach.
Die Schriftstellerin Julia Franck sprach von einem „Höllenspektakel“ in Gotha und Gefechten, an denen sie sich nicht beteiligen wolle. Ihre Kollegin Thea Dorn sagte, für sie mache ein Verbleib im PEN nur Sinn, wenn sich die Vereinigung radikal neu aufstelle. PEN-Mitglied Herbert Wiesner mahnte: „Wir brauchen einen Neuanfang mit jüngeren Leuten nach diesem Desaster, wir steuern ins Nirwana.“
Was war passiert? Erst im vergangenen Oktober hatte der PEN die Führungsriege mit dem Journalisten Yücel an der Spitze gewählt. Keine sieben Monate später hatte sich das Präsidium im Streit selbst zerlegt. Im Kern ging es um den Führungsstil, Mobbingvorwürfe, Beleidigungen und Umgangston. Stein des Anstoßes war ein an Dritte weitergeleiteter umfassender interner Mailverkehr.