Wotan Wilke Möhring über Männer und den „Tatort“

Hamburg (dpa) - Er spielt häufig den etwas dumpen Verlierertyp, fällt erst auf den zweiten Blick auf. Dabei stand er bereits für mehr als 80 Filme vor der Kamera, darunter mit Götz George und Tom Cruise, mit Benno Fürmann und Til Schweiger sowieso.

Wotan Wilke Möhring ist oft der Mann für die leiseren, zurückhaltender Töne, so auch in „Mann tut was Mann man kann muss“, einer Liebeskomödie um einen Mittvierziger, der als Vollblut-Single doch die große Liebe findet - mit Hindernissen, versteht sich. Mit der Nachrichtenagentur dpa sprach der 45 Jahre alte Schauspieler über das Single-Dasein, seine Rolle als Tatort-Kommissar und Männerfreundschaften.

In „Mann tut was Mann kann“ spielen Sie den vermeintlich überzeugten Single Paul, der erfolgreich im Job ist, eine schicke Wohnung hat, gute Freunde und eigentlich jede Frau ins Bett bekommt. Wie viel Wotan Wilke Möhring steckt in diesem Paul?

Wotan Wilke Möhring: „Nicht sehr viel, und genau das hat mich an der Figur so fasziniert. Paul ist immer moderat, akzeptiert stets sein Schicksal, lässt alles geschehen, bis er sich in die Tierärztin Iris verliebt und er plötzlich handeln muss. Die Figur ist sehr zurückgenommen angelegt, Paul moderiert das Geschehen anstatt die Rampensau zu sein und lässt viel mit sich geschehen. Ich selber nehme grundsätzlich eher so eine gesunde Attacke-Haltung ein, probiere gerne Sachen aus, weil ich denke, wenn man es nicht versucht, kann man auch nicht herausfinden, ob es gut geht, ob man es kann.“

So wie jetzt die Rolle des Hamburger „Tatort“-Kommissars?

Möhring: „Ja, genau, das ist eine riesige Herausforderung und vor allem eine große Verantwortung. Denn die jeweiligen Regisseure kommen und gehen, aber meine Figur bleibt, entwickelt sich in den jeweiligen Folgen. Ich habe also die Verantwortung, die Figur dieses Kommissars glaubhaft zu machen und spannend zu halten.“

In dem Film „Mann tut was Mann kann“ sind die Entwicklung von Paul und seine Reaktionen recht vorhersehbar, wie der komplette Film auch. Trotzdem funktioniert diese Liebeskomödie. Woran, glauben Sie, liegt das?

Möhring: „Zum einen, weil der Film mal ganz andere Männer zeigt. Männer, die reden, philosophieren, um Themen zu bewältigen und die Gefühle zeigen, echte Freundschaften haben. Zum anderen aber auch, weil es in dem Film darum geht, dass es dich immer erwischen kann. Es muss "Bumm" machen und plötzlich ändert sich das Leben und man verlässt die gewohnten Pfade. So etwas schaut man sich einfach gerne an, weil es zeigt, dass immer alles möglich ist.“

Leben Sie selbst nach diesem Motto?

Möhring. „Absolut, ich bin ein extremer Bauch- und Gefühlsmensch. Ich vertraue meiner inneren Stimme und wenn ich das Gefühl habe, ich muss etwas tun, dann versuche ich es auch.“

Paul ist nicht nur moderat, fast ein bisschen konfliktscheu, sondern auch extrem geduldig mit seinen Freunden, die alle der Reihe nach bei ihm einziehen, seinen Wein austrinken und die Wohnung verwüsten. Wie sieht es mit Ihren WG-Erfahrungen aus?

Möhring: „In den USA und dann später auch in Berlin habe ich in WGs gewohnt. Das hatte in erster Linie ökonomische Gründe. So tolerant fast bis zur Selbstaufgabe wie Paul war ich aber nie.“

Und auch nicht so ein überzeugter Single. Es heißt, Sie seien genau das Gegenteil, ein überzeugter Familienmensch.

Möhring: „Ja, meine Familie, also meine beiden Kinder und meine Freundin, haben absolute Priorität. Ich glaube, dass Paul in dem Film auch gar nicht unbedingt von sich aus überzeigter Single ist, schließlich wird er zum Dogsitter, weil er nicht allein sein will. Ich glaube, die meisten Menschen sind keine Eremiten. Stattdessen wollen wir geliebt werden und selber lieben. Und genau das ist ja die Botschaft des Films, nämlich dass das im besten Fall genau so funktioniert.“

Interview: Britta Schmeis, dpa

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