Woody Allen: A Documentary - Wie machst du das, Woody?

Eine Filmbiografie blättert Leben und Arbeitsweise auf.

Düsseldorf. 42 Filme hat Woody Allen gemacht — geschrieben hat er sie allesamt auf einer Olympia-Reiseschreibmaschine „De Luxe“ von 1952. Das kleine Ding, dessen Deckel er vor 30 Jahren verloren hat, steht allzeit bereit in einer Ecke seines verplüschten Schlafzimmers.

Der nur brettbreite Tisch ist sein Kreativzentrum. Hier bastelt der vierfache Oscarpreisträger seine Drehbücher — erst schreibt und streicht er große Zettel voll, dann kombiniert er Passagen mit Schere und Tacker neu und tippt diese Version ab: „Das ist total primitiv, aber für mich genau richtig.“

Diese Arbeitsmethode ist der überraschendste Aspekt, den Regisseur Robert B. Weide in „Woody Allen: A Documentary“ herausarbeitet — eine fast zweistündigen Verbeugung vor dem Filmemacher. Zugleich wäre es verwunderlich, wenn ein Woody Allen auf einem Laptop klappern oder nach 55 Jahren plötzlich sein Brillenmodell wechseln würde — kein anderer hat sich seine Eigenwilligkeit und Unabhängigkeit im Filmgeschäft so konsequent bewahrt wie er.

Zwei Jahre lang hat Weide ihn begleitet. Er stellt sich mit dem 76-Jährigen, der als Allan Stewart Konigsberg am 1. Dezember 1935 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren wurde, vor das Wohnhaus seiner Kindheit und die Schule. Er zeigt Filmausschnitte, in denen der junge Komiker mit einem Känguru boxt.

Geballte 33 Gesprächspartner geben schwärmerisches Zeugnis davon, wie klug und witzig Allan seine Filme anlegt und dreht — „er hat einige der besten Frauenrollen geschrieben“, sagt Penelope Cruz, seine frühere Partnerin Diane Keaton ist immer noch hingerissen, der Kollege Martin Scorsese lobt die Entwicklung und die unglaublichen Ideen.

Der Filmbiograf Weide ist ungemein fleißig ans Werk gegangen, hat selbstverständlich zu jeder biografischen und künstlerischen Wende den passenden Filmausschnitt, lässt Allen selbst noch erklären, was ihn dabei antrieb — und montiert das Ganze auch noch kurzweilig.

Doch auf die Dauer wird man unruhig: Diese „Documentary“ läuft zu glatt, bietet zu wenig Neues, fast nichts vom privaten Woody. Auch er hatte Misserfolge, doch sie werden abgesehen von „Stardust Memories“ nicht mal erwähnt. Der Riesenskandal, als 1992 in der Beziehung zu Mia Farrow seine Liaison mit deren Adoptivtochter Soon-Yi publik wurde, wird pflichtschuldig gestreift.

Ach wenn Woody Allen für den Film doch in seinen Zettelfundus im Nachtschränkchen gegriffen hätte.

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