Wenn die Untoten regieren, merkt man, was man vermisst

Mehr als nur eine Parodie: „Zombieland“.

Eigentlich klingen Titel, Ausgangsstory und das Alter des Regisseurs (33) nur nach einer weiteren, eher schlechten Zombie-Horror-Fantasie zum schnellen Abmelken splattergieriger Kinogänger. Doch tatsächlich handelt es sich bei Ruben Fleischers "Zombieland" um einen wunderbar melancholisch erzählten Road-Trip, der den wenigen Figuren, die noch nicht hirntot gebissen wurden, die Möglichkeit zur inneren Einkehr in Zeiten der Post-Apokalypse gibt.

Hier, in der Stunde Null, nachdem ein Virus aus der Menschheit wilde Kannibalen ohne Bewusstsein gemacht hat, existieren keine Gesetze, keine Regeln, ja noch nicht mal Namen. Denn das Dasein, das die letzten Überlebenden früher fristeten, ist bedeutungslos geworden im täglichen Bestreben, nicht infiziert zu werden.

Als der junge Mann (Jesse Eisenberg), der dem Zuschauer zu Beginn des Films einige der wichtigsten Verhaltensregeln im Umgang mit den Zombies nahe bringt, auf dem Highway einem kernigen Cowboy (Woody Harrelson) begegnet, nennt man sich beim Herkunftsstaat. Columbus trifft auf Tallahassee. Als Zweckbündnis schlagen sie sich ins Nirgendwo durch, in der Hoffnung, einen Ort zu finden, an dem sie vor den Hirntoten sicher sind. Freundschaft kommt nicht in Frage. Sollte einer der beiden gebissen werden, muss der andere ihn töten können, ohne emotional verhaftet zu sein. Auch zu der Frau (Emma Stone) und dem Mädchen (Abigail Breslin), denen sie später begegnen, wird Abstand gewahrt.

Visuell überaus schick gestaltet, ist "Zombieland" abgesehen von einigen wohl dosierten Schreckmomenten eine intelligente Sozialstudie mit trockenem Humor - und damit anders als die britische Komödie "Shaun of the Dead", mit der Fleischers Film immer wieder verglichen wird, keine Parodie. Im Zentrum des Films steht der Computer-Nerd Columbus. Der 20-Jährige merkt erst, als die Menschheit, die er mied, nicht mehr da ist, was er vermisst. sg

Wertung: 4 von 5 Punkten

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