Wenders dreht „Pina“ in 3D

Film: Der Regisseur dreht zurzeit in Wuppertal eine Hommage an die große Choreografin. 2011 soll das Werk in die Kinos kommen.

Wuppertal. Schlicht "Pina" heißt der neue Film von Wim Wenders, den er gerade in Wuppertal dreht. Jeder weiß, wer gemeint ist. Als Porträt der Choreografin Pina Bausch und ihrer Kunst sei der Film geplant gewesen, sagt Wenders, doch nun, nachdem sie am 30. Juni überraschend starb, wird es eine Hommage. Dafür hat der Düsseldorfer Regisseur ("Palermo Shooting") in den vergangenen zwei Wochen drei Stücke des Wuppertaler Tanztheaters live mit Publikum gefilmt: "Café Müller" von 1978, "Frühlingsopfer" von 1975 und "Vollmond" von 2006. Im Frühjahr kommen noch Filmaufnahmen zu "Kontakthof" (1978) hinzu.

Das Besondere: Wenders dreht in 3D, das heißt, eine Kamera mit zwei nebeneinander liegenden Linsen filmt das Geschehen und erzeugt einen räumlichen Effekt. Nachdem die neue Technik in diesem Jahr ihren Boom erlebt, entdecken immer mehr Filmemacher die Möglichkeiten. Wenders: "Der Raum wird miteinbezogen, das schafft auch tiefere Emotionen." Denn 3D biete viel poetischere Möglichkeiten, als "nur Dinosaurierköpfe in den Raum ragen zu lassen", so der Regisseur, der mit "Alice in den Städten" bereits 1974 einen Film in Wuppertal gedreht hat.

Wenders findet die neue Technik "hochinterssant" und es jetzt schon schwierig, "davon wieder runterzukommen. Ich weiß gar nicht, wie es danach in 2D weitergeht", gesteht er. Produzent Gian-Piero Ringel nennt den Film "Pionierarbeit", denn bisher hätten sich nur Blockbuster mit der dreidimensionalen Technik befasst, die für "Pina" einen neuen Zugang zum Tanz ermöglichen soll.

Begonnen haben die Pläne zu Wenders’ Film bereits Anfang der 80er Jahre, als er Pina Bausch in Venedig kennen lernte. "Ich wusste damals aber noch nicht, wie der Film aussehen sollte und habe kalte Füße bekommen." Gemeinsam mit Pina entwickelte er ein Konzept, das durch ihren Tod erst einmal auf Eis lag. Im Herbst nahm er es erneut auf und versucht nun, eine Bildsprache zu finden, "die Pinas Blick, der auf allen Stücken liegt, entspricht". Die Auswahl der vier Stücke wurde noch mit Pina getroffen.

Alle sind glücklich mit dem Projekt. Die neuen künstlerischen Leiter des Tanztheaters, Dominique Mercy und Robert Sturm, hatten keinen Zweifel, dass der Film auch nach dem Tod der Choreografin entstehen soll. Sturm sagt, wie schwierig es sei, Pinas Werk ohne Pina weiterzuführen. "Aber sie hatte größtes Vertrauen in Wenders."

Peter Pabst, der Bühnenbildern des Wuppertaler Tanztheaters, nennt den Dreh "wagemutig, wohtuend-anstrengend und lehrreich", weil er wieder gemerkt habe, wie genau man hinsieht für einen Film. "Rot und weiß gehen nicht vor der Kamera", lautete die Ansage an Kostümbildnerin Marion Cito. Doch sie sei froh, dass letztlich nur eines der Kleider und zwei Handtücher ausgetauscht werden mussten. So ist alles authentisch geblieben.

"Pina" ist eine deutsch-französische Koproduktion mit einem Gesamtbudget von drei Millionen Euro, von denen 650000 Euro von der Filmstiftung NRW kommen. Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung, nennt den Film eine "kostbare Amphibie", weil er Theater und Kino vereine. Eine Uraufführung auf einem der großen europäischen A-Festivals scheint sicher. Der Filmstart ist für Anfang 2011 geplant.

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