Triers Kino-Epos „Nymphomaniac“

Im neuen Film von Lars von Trier, „Nymphomaniac“, ist reichlich nackte Haut zu sehen.

Triers Kino-Epos „Nymphomaniac“
Foto: Christian Geisnaes/Concorde Filmverleih

Kopenhagen. Es ist eine Wette zwischen zwei Mädchen in einem Zug, und der Einsatz ist eine Tüte Schokolinsen. Wer auf der Fahrt mehr Männer zum Sex verführt, bekommt die Süßigkeiten. „Was, wenn es eklig ist“, fragt die junge Joe (Stacy Martin). Dann denkst du an die Tüte voller Schokolinsen, antwortet ihre Freundin M.

Die Szene in Lars von Triers Kino-Epos „Nymphomaniac“ ist Initialzündung für Joes intensives Leben als Sexsüchtige. Wenn es um das Eine geht, nimmt sie sich, was sie will. Von da an sind allerlei Geschlechtsteile in allen Positionen zu sehen. Trotzdem geht es nur vordergründig um nackte Haut.

Seit gut zehn Tagen läuft die Lebensgeschichte von Joe, die als ältere Erwachsene von Charlotte Gainsbourg gespielt wird, in dänischen Kinos. Entrüstungsstürme löst das Sexsucht-Drama des Enfant terrible von Trier, das im Vorfeld zu Spekulationen geführt hatte, bei den liberalen Dänen keineswegs aus. Die Tageszeitung „Politiken“ schrieb, der Regisseur habe damit seinen künstlerischen Nachlass geschaffen. Das Epos sei an vielen Stellen witzig.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist eine Unterhaltung zwischen der inzwischen etwa 50-jährigen Joe und dem älteren Junggesellen Seligman (Stellan Skarsgård). Der sammelt die zusammengeschlagene Joe an einem Winterabend aus einer finsteren Gasse auf und nimmt sie mit zu sich nach Hause.

Während sie ihm ihre Lebensgeschichte erzählt, macht er ihr Tee und verwebt ihre Episoden mit dem Wissen, das der Bücherwurm aus der Literatur schöpft. „Das nächtliche Gespräch zwischen der Nymphomanin Joe und dem asexuellen Seligman ist ein humoristischer Dialog zwischen zwei Sichtweisen auf das Leben“, meinte „Politiken“.

Das Epos um Sexsucht, Depression, Begierde und Einsamkeit wird zunächst in seiner vier Stunden langen, gekürzten Version in den Kinos gezeigt. In Deutschland startet der erste Teil am 20. Februar, der zweite am 3. April. Die Berlinale (6. bis 16. Februar) zeigt den Film erstmals in seiner Langfassung. Dort läuft das Werk als Weltpremiere außer Konkurrenz.

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