The Expendables: Wenn das Testosteron versiegt

Action: Sylvester Stallone und eine Handvoll gezeichneter Altstars retten als Söldnertruppe die Welt – ohne Humor und Ausdruck.

Es gab eine Zeit, da dominierten Männer die Kinos, deren Gliedmaßen aussahen wie prall aufgepumpte Schlauchboote. Sie kletterten durch den Dschungel oder eine hoffnungslose Zukunft, waren einsilbige Söldner oder wütende Vietnam-Veteranen. Und sie sagten Sätze wie: "Ich habe keine Zeit zu bluten." Wahlweise auch: "Hier muss etwas Schreckliches passiert sein", während sie ihren leeren Blick über eine mit Leichen übersäte Lichtung schweifen ließen.

Sie sind alt geworden, diese Männer. Und wenn "The Expendables" eines belegt, dann, dass sie allesamt mit dem Älterwerden ein riesiges Problem haben. Wo früher reine Talentlosigkeit das dürftige Mienenspiel erklärte, sind es heute Botox und missglückte Schönheits-Operationen, die für eine eingeschränkte Mimik sorgen. Und die prallen Anabolika-Aufläufe entlang ihrer Körper sind leicht in sich zusammengefallen und legen dadurch immense Adern offen, die labberig über Bi- und Trizeps mäandern.

Für seinen Versuch, das rohe Action-Geballere der 80er und frühen 90er auf der Leinwand wieder auferstehen zu lassen, hat der Obermufti aller Haudrauf-Hengste, Sylvester Stallone, fast alles zusammengetrommelt, was früher mit brachialer Schlagkraft Soldatenheerschaften aus dem Weg gebombt hat: Dolph Lundgren und Mickey Rourke, Eric Roberts und Sly höchstselbst eröffnen den relativ sinnfreien Kugelhagel.

Unterstützt werden sie dabei von der neueren Generation kassenträchtiger Action-Heroen wie Jason Statham oder Jet Li, die allerdings mit Martial Arts-Techniken und akrobatischer Leichtigkeit die hüftsteife Altgarde aussehen lassen wie Bernd das Brot beim Pogotanzen. Sie gucken übrigens auch alle so zerknautscht wie das Kika-Maskottchen. Nur das, was sie machen, ist natürlich wieder alles andere als jugendfrei.

Denn "The Expendables" sind eine Gruppe gesetzloser Söldner, die für Spezialaufträge angeheuert werden können. In der ersten Szene sieht man, wie sie irgendwo im asiatischen Raum - wo ist natürlich völlig egal, Hauptsache exotisch - eine Handvoll Geiseln aus den Händen irgendwelcher Bösewichte befreien. Kurz werden die Schurken darauf hingewiesen, besser die Waffen fallen zu lassen, bevor der Kugelhagel sie durchsiebt.

Wer flüchtet, wird von Lundgren mit einer riesigen Schrotflinte quasi zum Platzen gebracht. Das alles sieht, gemessen an den visuellen Möglichkeiten, die heutzutage bestehen, so künstlich aus, dass sich der Ekelfaktor erstaunlich gering ausnimmt. Stallone war auch genau das wichtig: Er wollte keine computergesteuerte Effektorgie, sondern ehrliche, analoge Pappmaché-Action.

Das große Problem des Films ist nicht einmal seine Banalität und seine Vergangenheitstrunkenheit, sondern die offensichtliche Humorlosigkeit der handelnden Akteure. Stallone als Hauptdarsteller und Regisseur, Lundgren und Rourke als vom Kampf gezeichnete Kraftpakete - nirgends ist ein Funke Selbstironie wahrnehmbar.

Das ist auf die Dauer extrem langweilig und bedenklich gewaltverherrlichend, wenn nie ein klitzekleines Gegengewicht zu dem ununterbrochen berstenden Blech, den Feuersbrünsten und den zu Boden fallenden Gegnern kommt.

Die einzige Szene, die sich ein Augenzwinkern leistet, ist die Zusammenkunft von Stallone mit Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger, die seine Auftraggeber für einen Einsatz in Südamerika spielen. Hier wirkt das Versiegen des Altstar-Testosterons entspannt und stilvoll. Wenn die Outlaw-Truppe dann allerdings loszieht, um einen Operetten-Diktator einen Kopf kürzer zu machen, regiert wieder die Bemühtheit.

Einige der ehemals erfolgreichen Action-Protagonisten waren da schlauer: Steven Seagal, Jean-Claude van Damme und Wesley Snipes sagten ihre Teilnahme ab. An einem vollen Terminkalender kann es bei keinem der drei gelegen haben. Wohl eher an einer wohltuenden Portion Reststolz.

Wertung: 2 von 5 Punkten

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