"Tatort"-Kritik So war der "Tatort: Schlangengrube" aus Münster

Der Tatort "Schlangengrube" aus Münster ist kein guter Krimi, aber ein sehr unterhaltsamer Film.

Tierische Ermittlungsarbeit und eine tote Tierfreundin führen das Tatort-Team aus Münster in den Zoo.

Tierische Ermittlungsarbeit und eine tote Tierfreundin führen das Tatort-Team aus Münster in den Zoo.

Foto: Thomas Kost

Eins vorweg: Der Münsteraner Tatort "Schlangengrube" punktet nicht durch eine ausgefuchste kriminalistische Handlung. Wer einen packenden Psycho-Thriller sucht, war bei Thiel und Boerne sowieso nie richtig aufgehoben. Aber den Machern des Films ist es gelungen die Kalauer-Dichte des WDR-Quotenmagneten auf ein erträgliches Maß herunterzuschrauben und durch unterhaltsame und witzige Elemente zu ersetzen.

Den Autoren ist ein kurzweiliger Kommentar auf die deutsche Fernsehlandschaft gelungen. In einem Szenario zwischen Promi-Kochshow mit Ekel-Faktor ("Boerne kocht" - forensische Küche) und Zoo-Soap ("Löwe, Seehund, Pinguin") müssen sich die Kriminalisten an einem etwas kruden Mordfall entlanghangeln. Dabei fällt der Fall in der Gesamtwertung klar durch. Punkten kann der Tatort durch die bisweilen skurillen Zwischenmomente.

(Kommissar Frank Thiel läuft durch den Allwetterzoo in Münster. Foto: Rolf Vennenbernd)

"Schlangengrube" wird durch eine bunte Ansammlung an Einfällen und Assoziationen angetrieben. Ein bisschen Medienkritik hier, etwas Krimi da und zusätzlich etwas Familiendrama mit einem Potpourri aus skurillen Einfällen. Allem voran "Boerne kocht": Das schaurig-schöne Kochshow-Konzept von Professor Boerne. Zunächst wird dem Zuschauer hier ein forensisches Fallbeispiel präsentiert und im Anschluss ein passendes Gericht zubereitet. Im gleichen Raum. Der Gerichtsmedizin. Der Produzent findet die Idee super, nur an den Gerichten hat er noch etwas auszusetzen.

Das Tempo im Zoo-Tatort ist durchgehen hoch und der Humor ist für Münsteraner Verhältnisse fast schon subtil. Das beginnt schon mit der ersten Hauptverdächtigen: Staatsanwältin Wilhelmine Klemm. Als Verdächtige darf sie sich selbstredent nicht um den Fall kümmern und wird kurzerhand durch eine jüngere Variante ihrer selbst ausgetauscht, die ihr über die 90-Minuten das Leben schwer macht. Es sind die liebevollen Details, die den Film am Laufen halten.

(Mord in der Nachbarschaft von Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechtild Großmann, l), Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, 2.v.l.) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, r) betrachten die tote Patrizia Merkens (Lilia Lehner). Foto: Thomas Kost)

Wer in diesem Krimi, wie in welche kriminellen Machenaschaften involviert ist, lässt sich im Nachhinein schwer rekonstruieren. Da ist zunächst ein tote Frau in der Wohnung mit dutzenden Katzen und Lungenkrebs. Bis kurz vor ihrem Tod war sie Stammgast im Zoo und hat dort regelmäßig Tiere gezählt. Ihre Halbschwester verkauft Marihuana an Thiels Vater und ist mit der ominösen Webseite schlangengrube.org verbandelt. Dort kann man Schlangengift kaufen, welches wiederum von geklauten Schlangen abgezapft wird. Dahinter steckt auch irgendwie der Zoo-Direktor, aber auch der Moderator von "Löwe, Seehund, Pinguin"- der Zoo-Soap, die von einem zwielichtigen TV-Produzenten produziert wird, der auch "Boerne kocht" ins Fernsehen bringen soll. Schließlich muss Thiel als Undercover-Tierpfleger investigativ im Zoo ermitteln. Da fällt es schwer den Faden zu behalten.

Vielleicht war am Ende doch Staatsanwältin Klemm die Täterin. Schwer zu sagen. Ist aber auch egal. "Schlangengrube" ist ein sehr unterhaltsamer Film. Kein besonders guter Krimi, aber sehr kurzweilige Unterhaltung. Punkt.

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