Siencefiction/Star-Trek: Mythos und Neubeginn

Witzig und überraschend: „Star Trek“ erzählt die Vorgeschichte der legendären Crew und überzeugt auch eingefleischte Fans.

Star-Trek-Fans sind besessen: Ganze Wochenenden treffen sie sich auf Tagungen, den sogenannten Conventions. Dann tragen sie körperbetonte Trikots, die den Phantasieuniformen ihrer Idole nachempfunden sind, sprechen über ihre Lieblingscharaktere, als wären es nahe Verwandte und beklatschen, als Höhepunkt der Veranstaltung, einen ehemaligen Darsteller, der sich auf diesem leicht entwürdigenden Weg mühsam seinen Lebensabend finanziert.

Star Trek ist nicht einfach nur eine fünf Serien umfassende TV-Reihe. Star Trek ist ein Lebensgefühl. Einmal Trekkie, immer Trekkie.

Entsprechend verstehen die Anhänger des von Gene Roddenberry 1966 geschaffenen Science-Fiction-Universums auch keinen Spaß, wenn es um die Fortsetzung dieses Mythos’ geht.

Die Vorzeichen für den neuen "Star Trek", einen Versuch, die legendäre erste Crew um Captain James T. Kirk mit neuen Darstellern wiederauferstehen zu lassen, waren also denkbar schlecht.

Zweimal war das Projekt vom federführenden Studio, der Paramount, auf Eis gelegt worden, die neuen Schauspieler waren in Fan-Foren als milchgesichtige College-Boys verspottet worden, und mit J.J. Abrams, dem umtriebigen, aber oft ziellos wütenden Schöpfer solcher Logiklöcher wie "Lost" oder "Alias", hatte zudem ein bekennender Star-Trek-Ignorant als Regisseur unterschrieben. Was bitte sollten die Trekkies noch ertragen müssen?

Vielleicht den Film? Denn den werden sich ab heute weltweit alle Fans zu Gemüte führen, mögen sie auch noch so skeptisch sein. Und diese Skepsis war, das lässt sich so pauschal sagen, unbegründet. Natürlich rutscht Abrams wieder die eine oder andere effektheischende Actionsequenz raus, die fast schon töricht naiv seine Distanz zum Star-Trek-Kosmos dokumentiert.

Davon abgesehen ist ihm aber ein erstaunlich unterhaltsamer Film gelungen, der den doch stark patinierten Charme der 60er-Serie immer wieder elegant auffängt: Outen sich Statisten spontan als Sprechrolle, kommen sie, wie auch schon im Original, in der nächsten Szene um.

Und treibt das Schiff in Turbulenzen, wird nicht mit neuester Effekttechnik gewütet, sondern die Darsteller wackeln ein paar Mal adrett im Takt. Nostalgie kann so einfach sein. Wenn sie richtig dosiert ist.

Denn selbst diesen naheliegenden Fehler, sich in gefühlsduseligen Reminiszenzen an die Vorlage zu verlieren, begeht Abrams nicht. Sein vierköpfiges Autoren-Team, dem dann doch immerhin zwei eingefleischte Trekkies angehören, hat eine witzige und überraschende Geschichte ersonnen, in der die legendäre Crew in jungen Jahren gezeigt wird.

Kirk (Chris Pine) ist da noch ein hormongesteuerter Heißsporn, der sich seinen Abschluss an der Akademie erschwindelt, Spock (Zachary Quinto) eine altkluge Spaßbremse, die was mit Lieutenant Uhura laufen hat.

Gemeinsam werden sie auf ihre erste Mission geschickt. Dass es sich dabei weder um einen Aufguss alter Abenteuer noch um eine erzwungene Story mit altem Personal, sondern tatsächlich um eine Fortsetzung und einen Neubeginn in einem handelt, ist einer cleveren kleinen Idee geschuldet. Durch sie funktioniert der Balanceakt zwischen Popcorn-Kino und Mythos-Pflege tadellos.

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