Sherlock Holmes: Ein verlottertes Krimi-Genie

Regisseur Guy Ritchie schickt das Duo Sherlock Holmes und Dr. Watson auf eine irrwitzige Reise.

Düsseldorf. „Dieser gesichtslose Mann, mit dem wir es zu tun haben, ist kein normaler Krimineller. Er ist der Napoleon des Verbrechens.“ Keine Frage, natürlich weiß Sherlock Holmes gleich zu Anfang seines zweiten Leinwand-Abenteuers, welch genial-gefährlicher Gegenspieler auf ihn und seinen Partner Dr. Watson wartet: der ebenso clevere wie skrupellose Professor James Moriarty.

Nach dem erfolgreichen Erstlingswerk beweist Regisseur Guy Ritchie mit „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ erneut, dass sein hipper und actiongeladener Inszenierungsstil rasante und abwechslungsreiche Unterhaltung garantiert und nun eine ebenbürtige Fortsetzung ins Rennen.

Es ist das Jahr 1891. Neben einem Bombenanschlag in Straßburg kommt es zu einem Skandal um einen indischen Baumwolle-Tycoon, und ein chinesischer Opiumhändler verstirbt ebenso plötzlich wie ein amerikanischer Stahlmagnat und der österreichische Kronprinz. Allein Sherlock Holmes erkennt dank seines genialen Verstandes, dass diese scheinbar unzusammenhängenden Vorfälle zum finsteren Plan des scheinbar unbescholtenen Uni-Professors Moriarty gehören, der das Schicksal der ganzen Welt verändern wird. Kein Wunder, dass Holmes sogar Watsons Flitterwochen ein abruptes Ende setzt, um dem Schurken das Handwerk zu legen.

Robert Downey Jr. gibt erneut in überzeugender Manier das verlotterte Kriminalgenie Sherlock Holmes, dass sich auf seiner Jagd nach Moriarty mehr denn je am Rande des Wahnsinns bewegt und nicht nur ein Mal von seinem Freund und Partner Dr. Watson (Jude Law) aus brenzligen Situationen gerettet werden muss.

Das humorvolle Zusammenspiel des Ermittler-Duos ist — neben den Actionsequenzen — die größte Stärke des Films. Downey Jr. verleiht Holmes’ Charakter erneut eine bizarre Komik: Der Detektiv betrinkt sich mit Balsamierflüssigkeit, testet eine gewöhnungsbedürftige Diät und nutzt Watsons Hund zu wissenschaftlichen Testzwecken. Neu hinzu kommt Holmes eigentümliches Verhältnis zu Pferden: „Sie sind an beiden Enden gefährlich und durchtrieben in der Mitte“.

Die Handlung von „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ beschränkt sich nicht mehr allein auf das mit starken CGI-Bildern künstlich erzeugte London. Nein, der Meisterdetektiv und sein Partner jagen den Bösewicht, der ihnen stets einen Schritt voraus zu sein scheint, mit Lokomotive, Dampfschiff und zu Pferd über bombastische Schauplätze in Paris, Heilbronn bis in die Schweiz, wo es an den Reichenbachfällen zum packenden Finale kommt.

Vieles, was bereits im ersten Teil der Detektiv-Saga bestens funktionierte, überträgt Regisseur Guy Ritchie ebenso erfolgreich auf die 128 Minuten lange Fortsetzung. Dazu gehören — natürlich — Buddy-Blödeleien, bei denen zeitweise ein Hauch von Homoerotik in der Luft liegt, beeindruckende Zeitlupensequenzen, stark choreographierte und von Holmes im Vorfeld durchgeplante Prügeleien sowie die grotesk-komischen Verkleidungen des Protagonisten.

Auch die Besetzung kann sich sehen lassen: Zwar fällt die Rolle von Rachel McAdams als Irene Adler wesentlich kleiner aus als noch im ersten Teil. Jedoch fällt das kaum ins Gewicht. Denn „Lisbeth Salander“-Darstellerin Noomi Rapace als mysteriöse Wahrsagerin Sim, Stephen Fry als Sherlocks etwas exzentrischer Bruder Mycroft und allen voran Jared Harris („Mad Men“) als Professor Moriarty komplettieren die Riege der durchweg guten Darsteller. Vor allem Letzterer ist als genial-grausamer Gegenpart von Sherlock Holmes eine ebenso überraschende wie gelungene Wahl.

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