„Rum Diary“: Regisseur Robinson schwärmt von Johnny Depp

München (dpa) - Rund 18 Jahre lang hat Bruce Robinson auf keinem Regiestuhl mehr Platz genommen - angeblich aus Frust über das Filmgeschäft. Nun meldet sich der Schauspieler und Autor des hochgelobten Anti-Kriegsfilms „The Killing Fields“ als Regisseur zurück.

In „Rum Diary“ erzählt der 66-Jährige von einem Journalisten, der zwischen Alkohol, hübschen Frauen und skrupellosen Geldmachern in Puerto Rico lebt und sich auf ein zwielichtiges Geschäft einlässt. Der Hauptdarsteller: Niemand geringerer als Johnny Depp. Die Nachrichtenagentur dpa traf Robinson zum Interview.

Sie waren viele Jahre nicht als Regisseur tätig. Nun haben sie gleich mit Johnny Depp und Amber Heard gedreht. Wie waren die Dreharbeiten?

Robinson: „Amber ist wunderschön, nicht wahr? In der Presse heißt es, die beiden seien zusammengekommen. Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll. Es ist möglich, aber ich weiß es nicht. Wenn es wahr ist, hoffe ich, dass sie glücklich sind, weil ich sie beide gerne mag.“

Depp wollte Sie schon für Thompsons Roman „Fear and Loathing in Las Vegas“ als Regisseur holen, erfolglos. Was hat Sie bewogen, nach 18 Jahren Pause doch wieder einen Film zu inszenieren?

Robinson: „Die Pause sollte den Rest meines Lebens dauern. Ich wollte kein Filmregisseur mehr sein. Künstlerisch schon, aber ich habe eine schreckliche Erfahrung gemacht. Ich habe den Fehler begangen, einen Studio-Film zu drehen, "Jennifer 8". Das hat überhaupt nicht zu mir gepasst. Ich fand es schrecklich, dass mir ständig Leute über die Schulter gesehen habe. Das Studio fand den Film fürchterlich und es war eine entsetzliche Erfahrung für mich. Danach habe ich beschlossen, das nie wieder zu tun. Wenn Johnny nicht gewesen wäre, ein Superstar, hätte ich es nicht gemacht. Er hat mir gesagt "Du machst das unbedingt".“

Mit welchen Tricks hat Depp Sie überredet?

Robinson: „Er war sehr hartnäckig. Er hat Hunter vor dessen Tod versprochen, diesen Film zu machen. Keiner wusste damals, dass er sich 2005 umbringen würde. Außerdem teilen Johnny und ich die Leidenschaft für seltene Bücher. Er hat eine wundervolle Bibliothek, und ich auch. Die Autoren, die ich mag, schätzt er auch, vor allem französische. Der Unterschied ist: Johnny hat Originalmanuskripte von Baudelaire, während ich nur die Bücher habe. Wir konnten uns von Anfang an sehr gut leiden. Außerhalb der Filmindustrie würde ich gerne jederzeit einen Tag mit ihm verbringen. Er ist ein sehr kluger, und durch und durch künstlerischer Mensch. Er ist ein guter Maler und Musiker. Er ist gesegnet mit vielen Talenten.“

Gibt es eine Seelenverwandtschaft zwischen Ihnen und Thompson?

Robinson: „So etwas Ähnliches vielleicht, obwohl ich nie Interesse an Drogen hatte, außer an Rotwein. Ich habe nie wirklich Drogen genommen, Hunter dagegen sehr viel. Ich habe ihn auch nur einmal getroffen. Ich saß zwei Stunden lang mit ihm im selben Raum. Aber wir haben uns nicht unterhalten.“

Wie kam das?

Robinson: „Meine Frau kannte seine Freundin recht gut, und sie hat gefragt, ob wir Hunter kennenlernen wollten. Er war gerade in einem Hotel in Los Angeles. Wir sagten ja und gingen rüber. Er saß nur die ganze Zeit da mit einem nassen Handtuch auf dem Kopf, um ihn herum Marihuana, Koks, Scotch Whisky. Er wirkte wie eine Tiefseekreatur, die sich davon ernährte. Aber er hat nicht geredet. Das war vor langer Zeit, ungefähr 1992. Hunter hat alles über die Maßen genossen. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, zu überleben.“

Sie haben keine Regie mehr geführt, weil sie mit den Bedingungen im Filmgeschäft nicht einverstanden waren. Hat sich da in den vergangenen 18 Jahren etwas verändert?

Robinson: „Wenn Johnny glücklich ist, sind alle glücklich. Während ich Johnny am Set hatte und er zufrieden war, haben sich alle seinem Urteil gebeugt. Ich hätte Johnny nicht inszenieren wollen, wenn er es nicht gewollt hätte. Eine Horrorvorstellung. Wäre es möglich? Kaum, obwohl ich weiß, dass er mit einigen Regisseuren gearbeitet, die er nicht mochte, auch wenn er keine Namen nannte. Er kann einem wirklich das Leben zur Hölle machen und einem Steine in den Weg legen, er kennt alle Tricks. "Rum Diary" wurde gedreht, weil Johnny ein Superstar ist und er diesen Film machen wollte. Wenn ich die Idee gehabt hätte, das Buch zu verfilmen, hätten sie mich weggeschickt.“

Interview: Cordula Dieckmann, dpa

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