Neue Anklage Prozess gegen Ex-Filmmogul Weinstein wird verschoben

New York · Alles war vorbereitet für den aufsehenerregenden Beginn des Prozesses gegen Harvey Weinstein. Doch nun wird die Verhandlung um Monate verschoben. Der Grund: Vorwürfe einer bekannten Schauspielerin.

 Harvey Weinstein (M), ehemaliger Filmproduzent aus den USA, trifft beim Gericht ein.

Harvey Weinstein (M), ehemaliger Filmproduzent aus den USA, trifft beim Gericht ein.

Foto: dpa/Mark Lennihan

Der für September angesetzte Missbrauchsprozess gegen den früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein wird wegen einer neuen Anklage verschoben. Das Gericht in New York entschied nach übereinstimmenden Medienberichten in einer Anhörung am Montag, dass die Verhandlung erst im Januar 2020 beginnen soll.

Die Staatsanwaltschaft musste eine neue Anklage präsentieren, damit sie unter anderem den Fall eines anderen mutmaßlichen Opfers von Weinstein in den Prozess aufnehmen konnte. Dabei handelt es sich um die Schauspielerin Annabella Sciorra, die einst bei den „Sopranos“ mitgespielt hatte. Sie wirft Weinstein vor, sie 1993 vergewaltigt zu haben. Ihr Fall ist nach dem Gesetz im Bundesstaat New York zwar verjährt - doch die Staatsanwälte wollen mithilfe von Sciorra beweisen, dass Weinsteins Übergriffe auf Frauen einem Muster folgten.

Der Strafprozess gegen Weinstein sollte eigentlich am 9. September starten. Mehr als 80 Frauen hatten dem 67-Jährigen seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen, darunter auch namhafte Schauspielerinnen. Bei der Anklage in New York geht es allerdings nur um zwei Vorfälle aus den Jahren 2006 und 2013. Dem Ex-Filmmogul werden Vergewaltigung, kriminelle sexuelle Handlungen und räuberische sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

Harvey Weinstein beteuert, jegliche sexuelle Handlungen hätten einvernehmlich stattgefunden. Bei der Anhörung zur neuen Anklage am Montag plädierte er erneut auf „nicht schuldig“. Richter James Burke fragte Weinstein den Berichten zufolge angesichts der Forderungen eines noch späteren Termins durch seine Verteidiger, ob er den Prozess wirklich wolle. Der Angeklagte sorgte demnach mit seiner Antwort „nicht wirklich“ für einige Lacher im Saal.

Die Anschuldigungen gegen den einst mächtigen Weinstein nahmen ab Oktober 2017 nach Medienberichten der „New York Times“ und des Magazins „New Yorker“ Fahrt auf. Dutzende Frauen gingen danach mit ihren Vorwürfen gegen den Film-Produzenten an die Öffentlichkeit. In der Folge formierte sich unter dem Hashtag „#metoo“ eine Bewegung gegen sexuelle Belästigung und Übergriffe, die weltweit für Debatten sorgte. Auch weitere bekannte Männer, darunter der Schauspieler Kevin Spacey, wurden des Missbrauchs beschuldigt.

Weinstein selbst fiel nach den Enthüllungen tief: Die von ihm gegründete Firma entließ ihn. Nach der Zahlung einer Kaution von einer Million Dollar ist er auf freiem Fuß, musste aber seinen Pass abgeben. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

(dpa)
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