Preview: Ein Kommissar auf Abwegen - Belastungsprobe im Münchener „Tatort“

Eine Frau mit vielen Liebhabern, ein Kommissar, der vom Fall abgezogen wird, und gleich mehrere Neuzugänge im Münchener „Tatort“-Team: „Am Ende des Flurs“ bietet genug Spannung, um über kleine Logik-Schwächen hinwegzutäuschen.

Die Schauspieler Udo Wachtveitl (Franz Leitmayr, l-r) Ferdinand Hofer (Kalli Hammermann) und Miroslav Nemec (Ivo Batic) am Rande der Dreharbeiten für den "Tatort - Am Ende des Flurs" in München.

Die Schauspieler Udo Wachtveitl (Franz Leitmayr, l-r) Ferdinand Hofer (Kalli Hammermann) und Miroslav Nemec (Ivo Batic) am Rande der Dreharbeiten für den "Tatort - Am Ende des Flurs" in München.

Foto: Andreas Gebert

München. Die schöne Lisa Brenner sitzt auf einer weißen Couch in einem weißen Raum mit weißen Blumen - so unschuldig beginnt die erste Szene der neuen Münchener „Tatort“-Folge „Am Ende des Flurs“. Doch die Realität sieht anders aus. Am nächsten Morgen ist die 35-Jährige tot.

Sie wurde von ihrem Balkon im zwölften Stock gestoßen. Neben ihr eine zerbrochene Flasche Champagner und zwei zersprungene Gläser. Bald wird den Mordermittlern klar: Viele Männer sind bei Lisa ein- und ausgegangen - und alle haben die hübsche Frau verehrt oder gar geliebt. Ist jeder von ihnen also ein möglicher Täter? Das Erste zeigt den spannenden Krimi am Sonntag um 20.15 Uhr.

Das Münchener Ermittlerduo Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) steht vor vielen ungelösten Fragen: Mit wem wollte Lisa den Champagner trinken? Wer war mit ihr auf dem Balkon? Niemand im Haus will an diesem Abend etwas gehört oder gesehen haben. Ihre Herrenbesuche dagegen sorgten sehr wohl für Gesprächsstoff. „Sie hat gespürt, wenn jemand allein war“, sagt die Nachbarin.

„Das hat die Männer süchtig gemacht.“ Erste Spuren führen zu Harry Riedeck, einem älteren Herren mit Helfersyndrom. Er hat Lisa in Versicherungsfragen beraten und ging regelmäßig für sie einkaufen. Doch wenige Tage später ist auch Riedeck tot. Brutal mit 40 Hammerschlägen ermordet. War dies derselbe Täter? Und gibt es eine Verbindung zwischen beiden Morden?

„Am Ende des Flurs“ ist der erste „Tatort“ von Regisseur Max Färberböck („Sau Nummer vier“, „Bella Block“). Und er ist nicht der einzige Neue im „Tatort“-Team des Bayerischen Rundfunks (BR). Mehrere kleinere Rollen sind hinzugekommen. „Wir hatten den Wunsch, an alte Zeiten anzuknüpfen und den beiden Hauptkommissaren statt wechselnde Assistenten wieder kontinuierliche Begleiter zu geben“, erklärt „Tatort“-Redakteurin Stephanie Heckner.

Mit der toughen Fallanalytikerin Christine Lerch (Lisa Wagner) haben die beiden Ermittler nun eine Frau zur Seite gestellt bekommen, die mit ihnen auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Lisa Wagner war bereits 2010 im Münchener „Tatort“ „Nie wieder frei sein“ zu sehen - da jedoch noch in der Rolle der Pflichtverteidigerin.

Und auch die Assistenten-Rolle wurde neu und dauerhaft besetzt: Ferdinand Hofer spielt von nun an den motivierten, jungen Kalli Hammermann - und wirkt dabei leider mehr wie ein Schuljunge, der zur falschen Zeit die falschen Fragen stellt. Doch als klar wird, dass Kommissar Leitmayr auch persönlich in den Fall verstrickt ist und deshalb abgezogen wird, kann Ivo Batic die Hilfe Hammermanns gut gebrauchen. Denn die Liste von Lisas Liebhabern, die verhört werden müssen, ist einfach zu lang.

Die Geschichte rund um eine geheimnisvolle Frau und ihre Liebschaften hat Regisseure Max Färberböck spannend umgesetzt. Und auch die weibliche Unterstützung durch Fallanalytikerin Christine Lerch tut dem Münchener „Tatort“ gut. Zu sehr konstruiert wirkt jedoch die Verstrickung von Kommissar Leitmayr in den Fall. Und auch dass sein Kollege Batic - mit dem Leitmayr seit 1991 zusammen ermittelt - davon nichts gewusst haben soll, ist unglaubwürdig.

Am Ende bedient sich der Krimi an altbewährten „Tatort“-Szenen: Ein Kommissar begibt sich auf einen Alleingang und kommt dabei in Gefahr. In diesem Fall kann der suspendierte Kommissar Leitmayr nicht stillhalten. Seine Ermittlungen führen ihn am Ende zwar zum richtigen Ziel, doch der Preis, den er dafür zahlen muss, ist hoch.

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