Osteuropa räumt die Bären ab

Zum ersten Mal gewinnt ein Film aus Rumänien bei der Berlinale. Der deutsche Beitrag von Thomas Arslan geht leer aus.

Berlin. Erstmals in der Geschichte der Berlinale ist ein rumänischer Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden.

Die Jury der 63. Internationalen Filmfestspiele Berlin vergab den Hauptpreis am Samstagabend an Calin Peter Netzers Psychodrama „Die Stellung des Kindes“ („Pozitia Copilului“) — eine atemberaubende Geschichte über Schuld, Verantwortung und Korruption, die zu den Favoriten des Festivals zählte. Der deutsche Wettbewerbsbeitrag „Gold“ von Thomas Arslan ging bei der Bären-Vergabe leer aus.

Der Gewinnerfilm „Die Stellung des Kindes“ analysiert eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung. Nachdem ihr Sohn mit dem Auto ein Kind überfahren und getötet hat, versucht die neureiche Cornelia (Luminita Gheorghiu), ihn mit allen Mitteln vor Strafe zu bewahren. Sie will Polizisten und einen Zeugen, ja sogar die in Armut lebende Familie des Opfers bestechen.

„Das ist ein Problem und das beschreibt die Realität“, sagte der 37 Jahre alte Netzer. Die internationale Jury unter Vorsitz des chinesischen Regisseurs Wong Kar Wai vergab insgesamt vier Preise an osteuropäische Filmkünstler. Neben dem Goldbären für Netzer gab es gleich zwei Auszeichnungen für das halbdokumentarische Drama „Eine Episode aus dem Leben eines Metallsammlers“ von Oscar-Preisträger Danis Tanovic („No Man’s Land“) aus Bosnien-Herzegowina.

Tanovic nahm den begehrten Großen Preis der Jury entgegen. Sein Hauptdarsteller Nazif Mujic wurde mit dem Preis als bester Schauspieler geehrt. Mujic spielt in dem Film eine reale Episode aus dem tragischen Leben seiner Familie nach. Weil die Familie die Krankenhausbehandlung für die schwangere Mutter nicht bezahlen kann, stirbt die Frau fast.

Nach Kasachstan ging die Auszeichnung für die beste Kamera: Aziz Zhambakiyev drehte die berührenden Bilder für das Adoleszenz-Drama „Harmony Lessons“ („Uroki Garmonii“; Regie Emir Baigazin).

Als beste Schauspielerin wurde die Chilenin Paulina García geehrt. Sie spielt in „Gloria“ von Sebastián Lelios eine Endfünfzigerin, die noch einmal von der großen Liebe träumt. Den Silbernen Bären für das beste Drehbuch verlieh die Jury dem in seiner Heimat verfolgten iranischen Regisseur Jafar Panahi. Sein als Bären-Favorit gehandelter Film „Geschlossener Vorhang“ („Pardé“) erzählt, was es bedeutet, als Filmemacher nicht arbeiten zu können.

Überraschend war die Entscheidung der Jury, in der auch der deutsche Regisseur Andreas Dresen saß, in der Kategorie Regie. Der US-Amerikaner David Gordon Green holte die Trophäe für seine ziemlich harmlose Tragikomödie „Prince Avalanche“.

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