Noch mehr Mario fürs Volk

Mario Barth kommt ins Kino. In „Männersache“ spielt er einen Comedian, der seine Inspiration aus der angespannten Beziehung eines befreundeten Pärchens zieht.

Düsseldorf. Dass das Medium Film bisweilen als Drittverwertungsrampe für beliebte Medienphänomene dient, ist nichts Neues. Der erfolgreichste deutsche Streifen ist das Paradebeispiel: 12 Millionen Besucher wollten 1985 "Otto - Der Film" sehen - quasi ein unter Vortäuschung einer Handlung heruntergeleiertes Potpourri der legendärsten Otto-Späße.

Was Waalkes damals war, ist heute Mario Barth. Seit vier Jahren agiert der gebürtige Berliner im Comedy-Genre konkurrenzlos.

Seine immergleiche Masche, die Beziehung zwischen den Geschlechtern auf eine Zweckgemeinschaft zu reduzieren, in der es außer einem Fortpflanzungstrieb und dem gegenseitigen Unverständnis füreinander keine weiteren Gemeinsamkeiten gibt, traf den Nerv vieler. DVDs und Bücher gingen in Millionenauflage über die Theken, im Fernsehen garantieren seine Auftritte für Quotenerfolge, und auf der Bühne bricht er Ticketrekorde.

Wenn dieser simple Gesellschaftsentwurf nun auch für die Leinwand recycelt wird, wird lediglich das letzte noch verbleibende Massenmedium ausgeschlachtet, in dem Barth bislang noch nicht omnipräsent erschien. "Männersache" ist der konsequente Titel des Films, Barth der Mittelpunkt eines Plots, der die Starwerdung eines halbgaren Spaßmachers vom Mann aus dem Volke zum gefeierten Komiker zelebriert.

Um die Selbstbezogenheit nicht allzu augenfällig werden zu lassen, heißt Barth hier nicht Barth, sondern Schwabonski, Vorname: Paul.

Seit Kindertagen hängt dieser Paul mit Kumpel Hotte (Dieter Tappert) ab. Sein großer Traum ist es, mit seinen Witzen ein Millionenpublikum zu begeistern. Doch bei seinen gelegentlichen Auftritten in heruntergekommenen Eckkneipen erntet er bislang nur peinliches Schweigen. Bis er auf die Idee kommt, die andauernden Streitigkeiten zwischen Hotte und dessen Freundin Susi (Anja Kling) vor Publikum auszuschlachten. Plötzlich lachen alle. Paul muss sich entscheiden, ob er für eine Karriere als Comedian seine Freundschaft zu Hotte aufs Spiel setzt.

Barth ersann diese Geschichte gemeinsam mit Co-Star Tappert, besser bekannt unter seinem Pseudonym Paul Panzer. Genauso wie Barth füllt Tappert mittlerweile ganze Hallen. Sein beliebtes Bühnen-Alter-Ego allerdings hat hier, in der Film gewordenen "Mario-Barth-Show", keinen Platz.

Tappert agiert als Stichwortgeber für den Held aller unverstandenen Männer, der sich, getreu seinem großen Vorbild Jerry Lewis, unter aufwändigen Latexmasken in gleich vier verschiedenen Rollen versucht - vom polnischen Vorarbeiter Marek bis zur übersättigten Kaffeeklatsch-Omi. Mehr als nachlässig getimter Mummenschanz kommt dabei allerdings nicht heraus.

Ohnehin hat man die ganze Zeit das schale Gefühl, Barth dabei zuzusehen, wie er sich selbst zufrieden lächelnd im Spiegel anhimmelt.

Wertung: Zwei von fünf Punkten

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