Millenium-Trilogie: Fades Ende einer Hetzjagd

Thriller: "Vergebung" - Dem letzten Teil der Millenium-Trilogie fehlt es an Spannung und Gefühl.

Endlich laufen alle Fäden zusammen: Lisbeth Salander ist das kleine Opfer einer riesengroßen Verschwörung. Für den versuchten Mord an ihrem Vater Zalatschenko kommt sie vor Gericht, doch die "Affäre Zalatschenko" wird parallel dazu vom Journalisten Mikael Blomkvist gemeinsam mit dem Verfassungsschutz aufgeklärt. Das Team deckt auf: Weil Salander die Tochter des russischen Überläufers Zalatschenko ist, der von einer kleinen Gruppe der schwedischen Sicherheitspolizei als Spion eingesetzt wurde, musste sie jahrelang weggesperrt und ruhiggestellt werden.

"Vergebung", der dritte Teil der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson, wird deshalb auch als Höhepunkt der Verfilmungen vermarktet. Doch er entpuppt sich als fader Schlusspunkt, der keinen Kinobesucher so richtig glücklich machen kann: Für Larsson-Fans ist das fantasielose Aneinanderreihen von Dialogen und bedeutungsschweren Großaufnahmen ärgerlich, Neueinsteiger werden nach einer halben Stunde im Kinosessel kaum noch etwas mitkommen bei all den Hintergründen, Verschwörungen und Charakteren.

Der Roman wirkte mit seinen 860 Seiten an keiner Stelle überfrachtet, hielt den Spannungsbogen und entwirrte Stück für Stück die unglaubliche und dennoch glaubhafte "Affäre Zalatschenko". Der Film schafft es in 146 Minuten nicht, das in Bilder umzusetzen. Es scheint, als hätten die Macher genug damit zu tun gehabt, die vielen Personen, Handlungsfäden und Erinnerungen verständlich unterzubringen.

Für überzeugende Bildsprache und kunstvolle Szenenideen war da offenbar kein Platz mehr. Vielleicht kein Wunder, wenn alle drei Filme in ein straffes Marketing-Korsett gepresst werden und zwischen dem Kinostart des ersten und letzten Teils nur neun Monate vergehen dürfen.

Sehenswert macht den schwedischen Streifen allein die Charakterrolle der Lisbeth Salander, verkörpert von Noomi Rapace. Sie, die Ruhelose, liegt zunächst blass, klein und verletzt im Krankenbett und verwandelt sich erst in der U-Haft wieder mit viel Schminke und Leder-Outfit in die unnahbare Gesetzlose.

In den Szenen, in denen wir Lisbeth allein und privat erleben, zeigt sich erstmals ein blasser Hauch von Sehnsucht nach Normalität in ihrem Blick. Und in Gesprächen mit ihrer Anwältin erkennt man bei Salander gar die Neugier eines scheuen Tiers, das nicht recht weiß, ob das angebotene Futter eine Falle oder wirkliche Fürsorge ist.

Was die Larsson-Trilogie eigentlich zusammenhält, unterschlägt der Film aber fast gänzlich: die eigenwillige Liebe zwischen Salander und Blomkvist, die ständig zwischen Freundschaft und Verlangen pendelt und immer hypothetisch bleiben muss. Blomkvist recherchiert nicht mehr für den Ruhm, sondern nur noch für Lisbeth. Und Lisbeth lässt ihr Schutzschild nur sinken, weil es jemanden gibt, dem sie endlich trauen will. In den Blicken der beiden erkennt man diesen Pakt erst in der letzten Szene. Leider viel zu spät, um noch mit dem Herzen dabei zu sein.

Wertung: Drei von fünf Punkten.

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