Komödie: "Trauzeuge gesucht" - Dem Glücklichen fehlt ein bester Freund

In „Trauzeuge gesucht“ werden Klischees hinterfragt, nicht ausgeschlachtet.

Es gibt Begriffe, da merkt man, dass die deutsche Sprache bisweilen verstockt ist. Das Wort Trauzeuge ist dafür ein gutes Beispiel, denn es beschreibt lediglich den nüchternen Verwaltungsvorgang. Im englischsprachigen Raum drückt man sich der emotionalen Situation angemessener aus.

Vom "best man" ist dann die Rede, schlicht dem Besten, den man sich vorstellen kann, um ihn an der Seite zu haben, wenn man den Schritt in die Ehe wagt. Meist ist es jemand, der einen bereits das halbe Leben begleitet, zu dem eine emotionale Bindung besteht, selbst wenn sie nur dadurch zum Ausdruck kommt, dass man zwei Stunden schweigend nebeneinander ins Bierglas glotzt.

Peter Klaven (Paul Rudd) hat keinen besten Freund. Das stört ihn auch nicht weiter, denn seine große Liebe, Zooey (Rashida Jones), hat er bereits gefunden. Und tatsächlich gehört Peter der seltenen Spezies Mann an, die sich nichts Schöneres vorstellen kann, als mit der Freundin auf der Couch zu sitzen, Rotwein zu trinken und "Chocolat" zu gucken.

Dass da aber doch ein Loch in seinem Leben klafft, merkt Peter, als er Zooey einen Heiratsantrag macht, und sie ihn fragt, wer sein Trauzeuge werden soll. Außer seinem schwulen Bruder und einem nervigen Kollegen fällt Peter niemand ein.

Während er sich Gedanken macht, läuft ihm bei einem Arbeitstermin Lebenskünstler Sydney (Jason Segel) über den Weg. Mit seiner Unbekümmertheit und seiner steten Weigerung, erwachsen zu werden, fasziniert er Peter. Die beiden freunden sich an - worunter die Beziehung zu Zooey leidet.

"Trauzeuge gesucht" ist eine weitere hervorragende Komödie aus der Produktionsschmiede von Judd Apatow ("Beim ersten Mal"), die treffsicher das Mit- und Ohneeinander von Mann und Frau beobachtet und dabei mit ihrem unaufgeregten Erzählton ein Kontrastprogramm zum tumben Geschlechterpanoptikum von Mario Barth entwirft.

Klischees werden hier nicht ausgeschlachtet, sondern in Frage gestellt. Heraus kommt dabei wunderbar gespielte und perfekt inszenierte Situationskomik, die bisweilen anzüglich bis deftig wird, dabei aber nie plump erscheint.

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