Komödie: Humor zum Abwählen

„Horst Schlämmer – Isch kandidiere“ hatte in Berlin Premiere. Am Donnerstag läuft der Film in den Kinos an.

Berlin. Im Grunde genommen ist es völlig egal, wie der Film geworden ist. Der Erfolg ist Hape Kerkelings neuestem Streich "Horst Schlämmer - Isch kandidiere" wohl schon vor dem Kinostart garantiert.

Zu perfekt hatte der Entertainer seine bekannteste Kunstfigur, den "stellvertretenden Chefredakteur" des "Grevenbroicher Tagblatts" Horst Schlämmer, schon vorher als "Kanzlerkandidaten" präsentiert.

Die Premiere in Berlin, als Schauspieler, Politiker und sonstige Promis sich dicht an dicht auf dem Roten Teppich am Potsdamer Platz drängten, bot einen Vorgeschmack auf das, was ab Donnerstag wohl auch an den deutschen Kinokassen los sein wird.

Dabei kann der Film die hohen Erwartung kaum erfüllen: Zu sehr wirkt "Isch kandidiere" wie eine Aneinanderreihung von Schlämmer-Sketchen. Zudem steht und fällt der Humor des Films mit dem Protagonisten, dessen Grunzen und Rülpsen nicht eineinhalb Stunden lang witzig sind.

Auch die Parodien auf Kanzlerin Angela Merkel, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla, deren Rollen Kerkeling mal eben selbst mimt, wirken wenig originell. Mehr als Anstands-Applaus gab es bei der Premiere nicht.

Dass nicht alle der unzähligen Gastrollen mit der Komik Schlämmers mithalten können, hat wohl auch Bushido - selbst im Film zu sehen - erkannt. "In Teilen recht amüsant", nennt der Rapper den Film.

Mehrere Grevenbroicher Lokalpolitiker, die Grünen Claudia Roth und Cem Özdemir, NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und die frühere CSU-Rebellin Gabriele Pauli kreuzen in den rund eineinhalb Stunden den Weg Schlämmers, ebenso wie die Ballermann-Barden Bernhard Brink und Jürgen Drews sowie die ganz und gar unvermeidliche Kader Loth.

Lustig ist der Film, wenn Schlämmer mit Trenchcoat, Schnappatmung, Herrenhandtäschchen und Doornkaat-Fläschchen nicht Prominente oder Möchtegern-Stars, sondern einfache Leute trifft. Wenn eine aufgebrachte Grevenbroicherin auf dem heimischem Marktplatz lautstark ein Anti-Korruptions-Gesetz im Bundestag fordert und sich auch von den beschwichtigenden Worten Schlämmers nicht beruhigen lässt.

Der "Bundeshase" soll übrigens als Wappentier anstelle des Adlers eingeführt werden, das steht sogar im Wahlprogramm der "Horst Schlämmer Partei" (HSP). Daneben sollen gratis Sonnenbänke für alle eingerichtet, die Verkehrssünderdatei in Flensburg aufgelöst und Schönheitsoperationen von den Krankenkassen bezahlt werden.

Frei nach dem Motto "Wat die andern nich können, dat kann ich auch!" karikiert Schlämmer die Wahlversprechen der arrivierten Parteien und scheint dabei einen Nerv zu treffen. Sogar Politiker springen bereitwillig auf seinen Zug auf. "Er bringt den Frust einer Gesellschaft zum Ausdruck, er provoziert", meinte Gregor Gysi, der zwar nicht auf der Leinwand, aber dafür auf dem Roten Teppich zu sehen war.

Auch Cem Özdemir, der im Film über eine "Fango-Koalition" mit Schlämmers ocker-farbiger HSP nachdenkt, nutzte die Gelegenheit für einen Seitenhieb: Der Erfolg der Satire Kerkelings sei "nicht wirklich ein Kompliment für die Kollegen der anderen Parteien", welche "Schlaftabletten" verteilten, anstatt Wahlkampf zu betreiben.

Dass in Sachen Werbung kaum einer dem Komiker, Moderator und Bestseller-Autor Kerkeling etwas vormachen kann, hat er vor dem Kinostart gezeigt. Bis auf wenige Ausschnitte wurde vorab vom Film nichts gezeigt. Offiziell hieß es, der Streifen sei noch im Schnitt.

Bei einer Pressekonferenz Anfang August meinte Kerkeling, die Szenen ebenjener "Bundespressekonferenz" müssten noch in den Film eingefügt werden, deshalb könne er noch nicht gezeigt werden. Am Ende kommt die Pressekonferenz gar nicht vor.

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